Pro Umwelt
Pflanzenmilch ist besser für die Umwelt
Kathleen Gerstenberg 31. Oktober 2022
Ein Liter Kuhmilch verursacht durchschnittlich doppelt bis dreimal so viele Treibhausgase wie pflanzliche Milchalternativen. Und auch im Wasser- und Flächenverbrauch schneidet Pflanzenmilch deutlich besser ab. Woran das liegt und wie sich die einzelnen Pflanzenmilch-Sorten in ihrer Öko-Bilanz zueinander unterscheiden.
CO2 und Methan: Kühe verursachen Treibhausgase
Die sogenannte Nutztierhaltung ist für 14,5–20 % der vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich.1Gerber, P., H. Steinfeld, B. Henderson, et al. (2013): Tackling climate change through livestock: a global assessment of emissions and mitigation opportunities. FAO, Rome [28.04.2022] 2Xu, X., P. Sharma, S. Shu, et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food 2(9), 724–732. doi:10.1038/s43016-021-00358-x Der größte Teil dieser Emissionen stammt aus der Haltung von Rindern für die Produktion von Fleisch und Milch. Der hohe ökologische Fußabdruck liegt unter anderem an der Verdauung von Kühen: Als Wiederkäuer produzieren sie Methan. Dieses Gas ist beinahe 30-mal so klimaschädlich wie CO2.3IPCC (2013): Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York Weltweit verursachen die 20 größten Fleisch- und Milchunternehmen zusammen mehr Treibhausgas-Emissionen als ganz Deutschland.4Heinrich Böll Stiftung, GRAIN & Institute for Agriculture & Trade Policy (2017): Big Meat and Dairy’s supersized Climate Footprint. Online unter: https://www.grain.org/article/entries/5825-big-meat-and-dairy-s-supersized-climatefootprint
Soja-, Hafer- und Reismilch sind klimafreundlicher als Kuhmilch
Auch bei der Herstellung von Pflanzenmilch entstehen Treibhausgase. Soja, Hafer und Co. müssen angebaut, transportiert und weiterverarbeitet werden, bevor sie als Milchalternativen in den Supermarkt kommen. Allerdings ist diese Wertschöpfungskette kürzer als die Herstellung von Kuhmilch. Die Pflanzen werden direkt verarbeitet statt in großen Mengen an Kühe verfüttert zu werden. Ein Liter Kuhmilch verursacht durchschnittlich doppelt bis dreimal so viele Treibhausgase wie pflanzliche Milchalternativen.5Röös, E., T. Garnett, V. Watz, et al. (2018): The role of dairy and plant based dairy alternatives in sustainable diets. Swedish University of Agricultural Sciences, Uppsala. Food Climate Research Network (FCRN), London
Weideland auf Kosten wertvoller Ökosysteme
Die sogenannte Nutztierhaltung erzeugt nicht nur direkte Emissionen. Massive Eingriffe in die Landschaft verursachen indirekte Emissionen und fördern die Klimakrise. Große Flächen von Wäldern, Grasland und Feuchtgebieten werden gerodet, um Weideland zu schaffen oder Futterpflanzen anzubauen. Diese Wälder und andere Wildnisgebiete sind jedoch wichtige Kohlenstoffsenken: Sie nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und wirken so der globalen Erwärmung entgegen.
Ineffiziente Landnutzung: enormer Flächenverbrauch durch tierische Landwirtschaft
Fruchtbarer Boden ist ein kostbares Gut und unsere landwirtschaftlichen Flächen sind begrenzt. Dennoch nutzen wir einen Großteil davon für den Anbau von Futtermitteln statt für Pflanzen für die menschliche Ernährung.
Die Landwirtschaft verbraucht 70 % des weltweiten Süßwassers
Der Agrarsektor verbraucht 70 % des weltweit entnommenem Süßwassers. Die Herstellung tierischer Produkte kostet fast ein Drittel dieses Wassers.6WWAP (United Nations World Water Assessment Programme) (2015): The United Nations World Water Development Report 2015: Water for a Sustainable World. Paris, UNESCO. Online unter: https://www.unwater.org/publications/world-water-development-report-2015/ [02.03.2022] Die „Nutztierhaltung“ verbraucht nicht nur enorm viel Wasser, sie bedroht auch die bestehenden Süßwasserquellen. Abfälle aus den Ställen gelangen in Ökosysteme und Trinkwasserquellen, darunter Gülle und Tierarzneimittel wie Antibiotika, Impfstoffe und Wachstumshormone. Zoonotische Krankheitserreger stellen außerdem eine zunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar.
Zensur pflanzlicher Milchalternativen
Nicht nur bei der Besteuerung, auch bei der Benennung werden pflanzliche Milchalternativen benachteiligt. 2020 konnte ProVeg gemeinsam mit anderen Organisationen eine EU-weite Gesetzesverschärfung verhindern, die die Benennung, Verpackung und Bewerbung von Pflanzenmilch noch stärker eingeschränkt hätte.
Und wenn jetzt alle nur noch Pflanzenmilch trinken würden?
Dann wären wir beim Klimaschutz deutlich weiter. Eine 2018 in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlichte Analyse geht davon aus, dass der Übergang zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung die globale Landnutzung der Ernährung um bis zu 76 % reduzieren könnte. Das entspräche der Fläche des afrikanischen Kontinents.7 Poore, J. & T. Nemecek (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science. 360, p.987–992
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Quellen[+]
↑1 | Gerber, P., H. Steinfeld, B. Henderson, et al. (2013): Tackling climate change through livestock: a global assessment of emissions and mitigation opportunities. FAO, Rome [28.04.2022] |
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↑2 | Xu, X., P. Sharma, S. Shu, et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food 2(9), 724–732. doi:10.1038/s43016-021-00358-x |
↑3 | IPCC (2013): Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York |
↑4 | Heinrich Böll Stiftung, GRAIN & Institute for Agriculture & Trade Policy (2017): Big Meat and Dairy’s supersized Climate Footprint. Online unter: https://www.grain.org/article/entries/5825-big-meat-and-dairy-s-supersized-climatefootprint |
↑5 | Röös, E., T. Garnett, V. Watz, et al. (2018): The role of dairy and plant based dairy alternatives in sustainable diets. Swedish University of Agricultural Sciences, Uppsala. Food Climate Research Network (FCRN), London |
↑6 | WWAP (United Nations World Water Assessment Programme) (2015): The United Nations World Water Development Report 2015: Water for a Sustainable World. Paris, UNESCO. Online unter: https://www.unwater.org/publications/world-water-development-report-2015/ [02.03.2022] |
↑7 | Poore, J. & T. Nemecek (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science. 360, p.987–992 |
Über die Autorin
Kathleen Gerstenberg
Content-Managerin
Unsere Autorin interessiert sich für gesunde Ernährung. Seit 2018 ist sie bei ProVeg, liebt Wortneuschöpfungen und jongliert als Content-Managerin mit Sprache, um noch mehr Menschen für eine pflanzliche Lebensweise zu begeistern.