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Fleisch aus dem Bioreaktor – Namensgebung aus Kundensicht
28. Januar 2019
In-vitro Fleisch, kultiviertes Fleisch oder sauberes Fleisch: Viele Namen für die High-Tech Alternative zu konventionellem Fleisch werden neu geschöpft und schnell wieder verworfen. Es ist keineswegs trivial, welche Bezeichnung sich für das Fleisch, das aus tierischen Stammzellen im Bioreaktor erzeugt wird, durchsetzt. Dies zeigen allein schon die Schwierigkeiten um die Bezeichnungen für vegetarische und vegane Fleischalternativen.
Hier hat die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission in jahrelanger Arbeit einen Leitsatz ausgehandelt, der von Industrie und Verbraucherschützern bereits heftig kritisiert wird.
Erste deutsche Studie zur Verbraucherwahrnehmung
In einer aktuellen Studie der Hochschule Ansbach gemeinsam mit ProVeg wurde daher anhand einer Konsumentenumfrage die Namensgebung für verschiedene deutschen Begriffe für Fleisch aus Stammzellen erforscht.11236 Teilnehmer, 29. Juli 2018 bis 11. August 2018. Dabei wurden unterschiedliche Wahrnehmungen der Bezeichnungen in Form von positiven und negativen Assoziationen untersucht.
Unter der Mehrheit der Verbraucher wurde dabei „sauberes Fleisch“ am positivsten wahrgenommen. Dieses Ergebnis war unter den Teilnehmern unabhängig von ihren soziodemographischen Hintergründen gleich.
“Laborfleisch” und “In-vitro-Fleisch” waren in der Wahrnehmung eindeutig negativ assoziiert. “Kultiviertes Fleisch” und “Clean Meat” lagen im Mittelfeld und riefen je nach Ernährungsweise unterschiedliche Assoziationen hervor.
Es fällt auf, dass die Assoziation insbesondere davon abhängig ist, ob der Herstellungsprozess von kultiviertem Fleisch den Probanden schon bekannt oder noch völlig unbekannt war.
Internationale Entwicklungen
Auf der Good Food Conference in Berkeley, USA, im September 2018 war das tierleidfreie Fleisch Thema der zweitägigen Veranstaltung. Während die Bezeichnungen “plant-based meat” und “clean meat” sogar die Schlagzeilen der jeweiligen Thementage waren, einigte man sich am Ende zugunsten der Neutralität jedoch auf die Verwendung des Begriffs “cell-based meat”. Ob sich eine deutsche Übersetzung wie “zellbasiertes Fleisch” allerdings durchsetzen wird ist abzuwarten.
Keine zweite Chance für einen ersten Eindruck
Die Studie legt anschaulich dar, dass insbesondere der Name eines so gänzlich neuen Lebensmittels den ersten Eindruck stark beeinflussen kann. Aus Sicht der Produzenten und des Handels empfiehlt es sich daher, den Prozess der Bezeichnungsfindung besonders verbraucherorientiert zu gestalten, um die generelle Akzeptanz und den wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen. Gleichzeitig sollte auch die konventionell fleischverarbeitende Industrie mitbedacht und in die Gespräche mit einbezogen werden. Die Diskussion wird wohl erst dann beigelegt sein, wenn die Bezeichnung allen Beteiligten “gut schmeckt”.
ProVeg International unterstützt die Forschung an pflanzenbasierten sowie kultivierten Produkten als Alternativen zu tierischen Lebensmitteln.
New Food Conference von ProVeg
Wie sieht das Essen der Zukunft aus? Können tierische Produkte von alternativen Proteinquellen abgelöst werden? Welche Innovationen erwarten uns im Lebensmittelsektor? Um diese Fragen zu beantworten, lädt ProVeg am 21. und 22. März 2019 zur New Food Conference nach Berlin. Sichern Sie sich jetzt Ihr Ticket!