Politik
Fleischkonsum reduzieren: Bundesregierung sollte endlich handeln
Clara Hagedorn 13. Januar 2021
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) schlägt konkrete Maßnahmen zu einer Veränderung unserer Ernährung und einem reduzierten Fleischkonsum vor.
Der WBGU ist ein interdisziplinär arbeitendes Gremium aus Expertinnen und Experten, das dauerhaft die Bundesministerien für Umwelt sowie für Bildung und Forschung berät. In seinen Gutachten bereitet der Beirat komplexe Zusammenhänge auf und gibt Handlungsempfehlungen für die Politik. So sollen letztlich schwerwiegende Konsequenzen für Mensch und Natur verhindert werden.
Fleischkonsum ist „Lose-Lose-Lose“-Ernährungsstil
In seinem neuen Gutachten thematisiert der WBGU die Zukunft der Landnutzung. Neben Themen wie der Wiederherstellung von Natur auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen und dem Ausbau von Schutzgebieten steht die Transformation unserer Ernährung im Fokus.
Aktuell vorherrschende Ernährungsstile werden als „Lose-Lose-Lose“ bezeichnet, da sie Biodiversität, Klima und Ernährungssicherung gefährden. Eine Veränderung dieser Ernährungsstile kann dem Gutachten zufolge insbesondere durch das Reduzieren des Konsums von Tierprodukten in Industrieländern bewerkstelligt werden.
„Ein Wertewandel weg von Massentierhaltung und hin zu einem verringerten Fleischkonsum in Europa hat bereits eingesetzt. Die beginnende Transformation kann durch konsequente Veränderung der Rahmenbedingungen und Normsetzung entscheidend befördert werden.“
Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen
Konkrete Vorschläge des WBGU
Der WBGU sieht den Wertewandel zu einem reduzierten Konsum von tierischen Produkten schon in vollem Gang. Die Bundesregierung müsse nun Rahmenbedingungen schaffen, die diesen Wandel weiter unterstützen.
- Die Planetary Health Diet (PHD) solle in den Ernährungsleitlinien verankert werden und als Standard in der Gemeinschaftsverpflegung sowie bei öffentlich geförderten Veranstaltungen eingeführt werden. Dadurch würde das Angebot an nicht-pflanzlichen Gerichten reduziert werden. Auch der Einzelhandel und die Gastronomie sollen durch Zertifikate dazu angehalten werden, ein sogenanntes PHD-konformes Umsatzziel zu erreichen.
- Informationen über Lebensmittel sollen auch die tatsächlichen Kosten für die Umwelt aufzeigen. Im Einzelhandel und in der Gastronomie könne dies mithilfe von Zertifikaten und Siegeln geschehen. Außerdem solle Werbung für ungesunde Nahrungsmittel mit Warnhinweisen versehen werden.
- Die tatsächlichen Kosten für Umwelt und Klima sollen sich in den Lebensmittelpreisen widerspiegeln. Das soll durch eine angepasste Besteuerung sowie finanzielle Förderung erreicht werden.
Es braucht politischen Willen für Veränderung
Die Empfehlungen des WBGU decken sich nicht nur mit langjährigen Forderungen von ProVeg, sondern reihen sich auch in die Maßnahmenvorschläge des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) ein. Der Beirat hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im September 2020 dazu aufgefordert, stärker in den Bereich Ernährungspolitik einzugreifen.
Fazit: Die wissenschaftlichen Beratergremien der Bundesregierung sind sich einig in ihren Forderungen nach einem reduzierten Konsum von tierischen Produkten. Jetzt fehlt nur noch der politische Wille, um die Empfehlungen der Expertinnen und Experten umzusetzen.
Hier können Sie das Gutachten finden. Hier gibt es die Zusammenfassung.
Über die Autorin
Clara Hagedorn
Referentin Politik