Politik
Die Deutsche EU-Ratspräsidentschaft muss nachhaltige Ernährung voranbringen
Clara Hagedorn 9. Juni 2020
Anlässlich der Deutschen EU-Ratspräsidentschaft fordert ProVeg gemeinsam mit anderen Umweltverbänden eine naturverträgliche und klimafreundliche Landwirtschaft und die Reduktion tierischer Lebensmittel.
Im Juli übernimmt Deutschland die halbjährlich wechselnde EU-Ratspräsidentschaft für das zweite Halbjahr 2020. Der Vorsitz im Rat der Europäischen Union plant und leitet einerseits die Sitzungen und Tagungen des Rates. Andererseits vertritt er auch den Rat gegenüber anderen EU-Organen. Daher ist die Deutsche EU-Ratspräsidentschaft eine gute Gelegenheit, um Debatten voranzubringen.
Unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings (DNR) veröffentlicht ProVeg deshalb heute (09.06.2020) gemeinsam mit 43 anderen Umwelt- und Tierschutzverbänden ein Forderungspapier.
Neben Themen wie Klimaschutz, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft und einem grünen Konjunkturpaket werden konkrete Forderungen für eine Ernährungs- und Landwirtschaftswende erhoben.
ProVeg fordert eine zukunftsfähige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)
Im Mittelpunkt der europäischen Landwirtschaftspolitik steht die Gemeinsame Agrarpolitik, die aktuell reformiert wird. Die GAP als größter Budgetposten der EU fördert die Produktion landwirtschaftlicher Produkte in der EU. Hauptbestandteil sind Direktzahlungen pro bewirtschafteter Fläche an Landwirtinnen und Landwirte.
Da die Zahlungen an relativ schwache Anforderungen geknüpft sind, steht sie besonders dafür in der Kritik, umweltschädliche Landwirtschaft und Billigexporte in den globalen Süden zu fördern.
ProVeg fordert, dass sich Deutschland für eine zukunftsfähige GAP einsetzt, die die Ambitionen des European New Green Deals und die Erreichung ehrgeiziger EU-Ziele im Bereich Klimaschutz und Biodiversität fördert.
Wichtiger Teil des European New Green Deals ist die neue Ernährungsstrategie der EU, die sogenannte „Farm to Fork“-Strategie. Diese hat ProVeg bereits aufgrund fehlender Ambitionen kritisiert. Deshalb muss sie jetzt dringend mit konkreten Zielen und Maßnahmen unterlegt werden, um die Produktion und den Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren sowie eine bessere Förderung pflanzlicher Proteinquellen zu gewährleisten. Ein Teil davon sollte auch die Reduktion des Imports und Exports von Fleischerzeugnissen durch ein gezieltes Einsetzen von Handelsinstrumenten sein.
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sich nachhaltiger ernähren
Dass eine Ernährungswende von Verbraucherinnen und Verbrauchern eindeutig gewollt ist, fand erst kürzlich eine Umfrage des Europäischen Verbraucherverbands (BEUC) heraus.
Einerseits konnte sich fast die Hälfte der Befragten vorstellen, sich mehr von pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. Über 40 % hatten bereits ihren Konsum von rotem Fleisch reduziert oder gestoppt. Andererseits identifizierten die Befragten verschiedene Hürden, die es ihnen erschweren, sich nachhaltiger zu ernähren.
Besonders wünschten sie sich außerdem klare Signale von der Politik, die ihnen eine nachhaltige Ernährung erleichtern würden. Hohe Zustimmung bekamen hier einheitliche Labels und Subventionen für nachhaltige Erzeugung.1BEUC (2020): Most EU consumers open to eat more sustainably but face hurdles, new survey shows. Online unter http://www.beuc.eu/publications/most-eu-consumers-open-eat-more-sustainably-face-hurdles-new-survey-shows/html [08.06.2020]
Mit der EU-Ratspräsidentschaft hat Deutschland jetzt die Chance und Aufgabe, Vorreiter zu sein, und sich für ein nachhaltiges Ernährungssystem einzusetzen. Das Forderungspapier der Umwelt- und Tierschutzverbände an die Ratspräsidentschaft setzt dafür wichtige Impulse.
Quellen[+]
↑1 | BEUC (2020): Most EU consumers open to eat more sustainably but face hurdles, new survey shows. Online unter http://www.beuc.eu/publications/most-eu-consumers-open-eat-more-sustainably-face-hurdles-new-survey-shows/html [08.06.2020] |
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Über die Autorin
Clara Hagedorn
Referentin Politik