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Neue Lebensmittel auf dem Vormarsch: Fachleute diskutierten auf der New Food Conference über die Ernährung der Zukunft
18. Mai 2021

Bildquelle: New Food Conference / Mike Brennan
Die Lebensmittelindustrie steht vor einer der größten Umwälzungen ihrer Geschichte: Pflanzenbasiert ist das Gebot der Stunde – und das ist erst der Anfang. Wie alternative Proteine unser Ernährungssystem langfristig verändern werden, davon zeugte die internationale „New Food Conference“, bei der sich Ende April 2021 führende Expertinnen und Experten der Branche online trafen. Die wichtigsten Trends zur Ernährung der Zukunft im Überblick.
Vorausdenkende auf der New Food Conference
Klimakrise, Volkskrankheiten, Massentierhaltung und Pandemien: Das Ändern unserer Essgewohnheiten trägt massiv dazu bei, einige der größten Probleme unserer Zeit zu lösen. Darin waren sich die mehr als 50 Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einig, die am 28. und 29. April 2021 auf der internationalen New Food Conference über die Ernährung der Zukunft sprachen. Unter ihnen waren unter anderem Josh Tetrick (Eat Just), Will Schafer (Beyond Meat), Rosie Wardle (Synthesis Capital), Stefan Nolte (Migros) und Cecilia McAleavey (Oatly).
Digitales Netzwerken: mehr als 450 Meetings zum Thema „Ernährung der Zukunft“
Was wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher, woher kommen die Zutaten und welche Produkte schaffen es letztendlich in die Supermarktregale? Über 400 Teilnehmende aus aller Welt verfolgten die Diskussionen und Vorträge am Bildschirm. Parallel zum vollgepackten Konferenz-Programm vereinbarten sie insgesamt über 450 Online-Meetings und besuchten in virtuellen Räumen die Aussteller – darunter spannende Start-ups wie Vly und Better Nature sowie die Sponsoren des Events: Rügenwalder Mühle, Simply V und Döhler.
Die 8 wichtigsten Ernährungs-Trends auf der New Food Conference:
1. Die Corona-Pandemie beschleunigt den Trend zu pflanzlichen und alternativen Proteinen.
Die Nutzung von Tieren für die Lebensmittelproduktion ist der größte Risikofaktor für das Entstehen von Pandemien. Damit wächst die Dringlichkeit, Fleisch, Milch und Eier aus der Wertschöpfungskette zu streichen. Bis 2035 wird jede zehnte Mahlzeit aus alternativen Proteinen bestehen, prognostiziert eine Studie von Boston Consulting und dem Investor Blue Horizon.1BCG (March 2021): ‘Food for Thought: The Protein Transformation’, online unter https://www.bcg.com/de-de/publications/2021/the-benefits-of-plant-based-meats [12.05.2021]
2. Neue Technologien und Inhaltsstoffe läuten die Ernährung der Zukunft ein.
Um die breite Masse der Konsumierenden zu erreichen, müssen pflanzliche Alternativen vertraute Geschmackserlebnisse, Texturen und Zubereitungsarten bieten. Möglich machen es neue Technologien und pflanzliche Inhaltsstoffe, vor allem auf Basis von Hafer und Soja. Erbsenprotein und andere sind im Kommen.
3. Fischalternativen werden immer beliebter.
Was vor einigen Jahren der Veggie-Burger war, ist heute veganer Fisch: Binnen der letzten Monate hat sich der Umsatz mit pflanzlichen Fischalternativen in Deutschland mehr als versechsfacht. Filme und Dokumentationen über leergefischte und verschmutzte Meere verleihen pflanzlichen Fischstäbchen und Co. gerade zusätzlichen Auftrieb. Start-ups in aller Welt tüfteln an Fisch und anderen Meerestieren aus pflanzlichen und kultivierten Proteinen.
4. Kultiviertes Fleisch kommt in den Supermarkt.
Im Dezember 2020 genehmigte Singapur als erstes Land den Verkauf von Fleisch aus zellulärer Landwirtschaft, für das kein Tier geschlachtet werden musste. Noch liegt der Preis deutlich über herkömmlich erzeugtem Fleisch. Ändern kann das nur die Produktion im großen Maßstab. Und eine Politik, die die alte Fleischwirtschaft nicht länger stützt, sondern alternative Proteine fördert.
5. Fleischalternativen – bei allen Zielgruppen immer beliebter.
Der Markt für Fleischalternativen entwickelt sich dynamischer denn je. Nach Prognosen der Unternehmensberatung Kearney werden pflanzliche Alternativen bis 2030 rund ein Drittel der Fleischprodukte ersetzen.2Kearney (2019): Neue Fleischalternativen wirbeln die Agrar- und Lebensmittelindustrie durcheinander, online unter https://www.de.kearney.com/pressecenter/article/?/a/a-t-kearney-studie-zur-zukunft-des-fleischmarkts-bis-2040 [12.05.21] Die Rügenwalder Mühle, Marktführer in Deutschland, macht bereits heute mehr Umsatz mit Fleischalternativen als mit klassischem Aufschnitt oder Teewurst.3Vegconomist (April 2021): Transformation geht konsequent weiter: Beeindruckendes Jahr der Rügenwalder Mühle trotz Corona, online unter https://vegconomist.de/unternehmen-und-portraits/transformation-geht-konsequent-weiter-beeindruckendes-jahr-der-ruegenwalder-muehle-trotz-corona/ [12.05.21] Wichtigste Zielgruppe ist die stetig wachsende Zahl der Flexitarierinnen und Flexitarier.
6. Eier aus Pflanzen erobern den Markt.
Ei-Produktion geht auch ganz ohne Huhn: Pflanzliche Produkte, ob flüssig oder als Pulver, ersetzen Eier in Omeletts, Panaden, Quiches und Kuchen. Möglich machen es pflanzliche Proteine, etwa aus Erbsen, Kartoffeln, Lupinen oder Mungobohnen. Nordamerika ist derzeit der größte Markt, der Umsatz mit Ei-Alternativen hat sich 2019 fast verdreifacht. Die Expansion des Marktführers Eat Just nach Asien und Europa steht bevor.
7. Pflanzliche Alternativen sollen bezahlbar, clean und regional sein.
Für nachhaltig orientierte Einzelhandelsriesen wie Migros und Carrefour ist „Plant-based“ der Schlüssel, um ihre Klimaziele zu erreichen – und um die wachsende Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher zu bedienen. Der Anspruch an die Produkte wächst: in Sachen Geschmack, Nachhaltigkeit, kurze Zutatenlisten, regionale Herkunft – und erschwingliche Preise.
8. Die Verbrauchenden fordern, die Lebensmittelindustrie liefert.
Die Nachfrage nach mehr Auswahl in allen Bereichen des pflanzlichen Sortiments wächst. Zudem erkennen immer mehr Unternehmen die Notwendigkeit und das Potenzial, den wachsenden Hunger der Weltbevölkerung auf ressourcenschonende Weise zu stillen. Sie finden Lösungen, auch wenn gesetzliche Beschränkungen zum Teil noch bremsen. Verbesserte Qualität und Auswahl lässt immer mehr Verbrauchende zu pflanzlichen Alternativen greifen, die Nachfrage wird weiter befeuert – eine unaufhaltsame Aufwärtsspirale.
Nächste New Food Conference im Oktober zum Thema zelluläre Landwirtschaft
Die nächste New Food Conference findet am 10. und 11. Oktober 2021 im Rahmen der Anuga-Messe in Köln statt. Im Fokus: alternative Proteine – von zellulärer Landwirtschaft über Fermentationsverfahren bis hin zu Hybrid-Produkten aus pflanzlichen und kultivierten Bestandteilen.
Tickets und weitere Informationen auf der New-Food-Conference–Website.
Quellen[+]
↑1 | BCG (March 2021): ‘Food for Thought: The Protein Transformation’, online unter https://www.bcg.com/de-de/publications/2021/the-benefits-of-plant-based-meats [12.05.2021] |
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↑2 | Kearney (2019): Neue Fleischalternativen wirbeln die Agrar- und Lebensmittelindustrie durcheinander, online unter https://www.de.kearney.com/pressecenter/article/?/a/a-t-kearney-studie-zur-zukunft-des-fleischmarkts-bis-2040 [12.05.21] |
↑3 | Vegconomist (April 2021): Transformation geht konsequent weiter: Beeindruckendes Jahr der Rügenwalder Mühle trotz Corona, online unter https://vegconomist.de/unternehmen-und-portraits/transformation-geht-konsequent-weiter-beeindruckendes-jahr-der-ruegenwalder-muehle-trotz-corona/ [12.05.21] |