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Auf der Suche nach neuen pflanzlichen Proteinquellen – Eindrücke der Health Ingredients Europe
23. Januar 2019
Soja und Weizen sind seit Jahrzehnten ein populärer Bestandteil für pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen. Dieser Trend hat sich auch 2018 fortgesetzt. Trotzdem fällt auf, dass sich junge Unternehmen auf dem Markt zunehmend neuen Proteinquellen zuwenden. Diese nahm das ProVeg Corporate Engagement Team im Herbst 2018 auf der Fachmesse Health Ingredients Europe in Frankfurt näher unter die Lupe.
Die Health Ingredients (Hi) Europe ist die weltweit führende Fachmesse für gesunde Lebensmittel und Inhaltsstoffe. Internationale Marktführende für funktionelle Lebensmittel treffen sich alle zwei Jahre in Frankfurt, um neue Lösungen zu präsentieren. Unter dem Motto „Plant-Based Experience“ gestaltete ProVeg erstmals das Programm der Messe mit. Als offizieller Partner der Veranstaltung wurden unter anderem Führungen, Diskussionsrunden und Kochshows angeboten.
Vor Ort sprach ProVeg mit Forschenden aus den Entwicklungsabteilungen von führenden Unternehmen für funktionale Inhaltsstoffe bis hin zu Marktforschungsagenturen, die die Beständigkeit des einst als vorübergehend bezeichneten Trends unterstrichen.
Pflanzliche Ernährung rückt auch 2018 weiter in den Mainstream und innovative Marken gehen dementsprechend auf zunehmend speziellere Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden ein. Damit ist der Aufstieg von vergleichsweise wenig genutzten Rohstoffen verbunden, die jeweils ihre eigenen Vorzüge und Herausforderungen mitbringen. Allergenfreie Erzeugnisse aus Hanf, Erbsen und Hafer wurden ebenso in Szene gesetzt wie die zukunftsträchtigen Proteinlieferanten Algen und Pilze. Die Ausstellenden vor Ort antworteten dabei sehr unterschiedlich auf die Frage nach aktuellen Erfolgen und Herausforderungen. Deshalb ist ein genauerer Blick auf die beiden prominentesten Proteinquellen der Messe sinnvoll: Erbsen und Hanf.
Erbsen – neue Basis für Fleischalternativen
Während Innovationen mit Erbsenprotein zunächst Schwierigkeiten hatten, produzierende Unternehmen von ihrem Nährwert zu überzeugen, wird Erbsenprotein mittlerweile von zahlreichen etablierten Marken für Fleischalternativen aus den USA und Europa verwendet. Die nächsten Herausforderungen sind eine zuverlässige Versorgung mit Erbsenproteinisolat und die Beseitigung von unerwünschtem Beigeschmack. Die Firma Prova nahm das Geschmacksproblem in Angriff und entwickelte eine Lösung, die unerwünschte Aromen neutralisiert. Damit gelang es, Erbsenprotein und seinen gesundheitlichen Nutzen für eine breitere Palette von Anwendungen nutzbar zu machen. Andere Unternehmen optimieren die Technologie der Verarbeitungsprozesse zur Extraktion von Proteinisolaten. Dabei fallen beispielsweise „Reststoffe“ an, die nun Lebensmittel-Start-ups wie Renewal Mill als neue Ausgangsstoffe nutzen, um den Ressourcenkreislauf zu schließen.
Hanf – innovative Anwendungen einer historischen Nutzpflanze
Hanf ist reich an Proteinen (Eiweiß), Kalzium und Omega-3-Fettsäuren und war als Rohstoff ein bedeutender Teil der Messe, da er besonders als Nahrung für Sportliche geeignet ist. Außerdem ergänzen sich die essenziellen Aminosäuren von Hanf und Erbsen sehr gut: Während Erbsen gute Quellen für Lysin sind, enthält Hanf eine hohe Menge an Methionin. Zudem lässt sich Hanf laut dem französischen Unternehmen FPP im Gegensatz zu Erbsen vielerorts regional beziehen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob sich Hanf jemals komplett von der Assoziation mit Cannabis befreien kann und eine breite Akzeptanz bei den Verbrauchenden finden wird.
Auf die Frage, was die größte Herausforderung bei der Verwendung von Hanf sei, wurde auf die Körnigkeit von Hanf hingewiesen. Bevor eine breite Nutzung von Hanf also wirklich starten kann, bedarf es weiterer technologischer Entwicklungen, um die Struktur besser aufzulösen und ein angenehmeres Mundgefühl zu erzeugen.
Großes Potenzial alternativer Proteinquellen
Die Nachfrage der Verbrauchenden nach geschmackvollen Lebensmitteln aus gesunden Zutaten wie Erbsen und Hanf steigt. Dies birgt neue Chancen für die Entwicklung pflanzlicher Produkte, weil es bisher nur wenig Erfahrung in der Verarbeitung dieser Rohstoffe zu Lebensmitteln gibt. Darüber hinaus schlummern noch enorme Potenziale in vielen weiteren pflanzlichen Proteinquellen, da nach Schätzungen aktuell nur ein Bruchteil der für den menschlichen Verzehr geeigneten Pflanzenarten genutzt wird.1Lagally, C.; Clayton, R.L.; Specht, L. (2017): Plant-based meat mind maps: An exploration of options, ideas and industry. The Good Food Institute, S.6. Online abrufbar unter www.gfi.org/files/PBMap.pdf [23.01.19] Für die Erschließung neuer Proteinlieferanten müssen technologisch zwar häufig neue Wege beschritten werden, dennoch lohnt sich das Engagement aus finanziellen und ökologischen Aspekten durchaus. ProVeg ist gespannt, was die Zukunft für neue pflanzliche Proteinquellen bereithält.
Quellen[+]
↑1 | Lagally, C.; Clayton, R.L.; Specht, L. (2017): Plant-based meat mind maps: An exploration of options, ideas and industry. The Good Food Institute, S.6. Online abrufbar unter www.gfi.org/files/PBMap.pdf [23.01.19] |
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