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ProVeg-Ranking 2020: Deutschlands veganfreundlichste Restaurantketten
7. Dezember 2020
Wie veganfreundlich sind die Restaurantketten in Deutschland? Wie entwickelt sich das Veggie-Angebot in der Gastronomie? Was hat sich in den letzten Jahren getan? ProVeg hat erneut die größten Schnellrestaurants in Deutschland untersucht, um Potenziale und Angebotslücken zu identifizieren. Die Ergebnisse sind erfreulich und zeigen einen klaren Aufwärtstrend – jedoch brachte die Analyse auch große Unterschiede bei der veganen Angebotsgestaltung der Unternehmen ans Licht.
Veganes Fast Food ist hoch im Kurs
Kaum ein Unternehmen kommt dieser Tage am Thema vegan vorbei, immer größer wird die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher. Nicht zuletzt globale Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie treiben das Bewusstsein der Menschen für nachhaltige und gesunde Ernährung voran. Seit der Analyse der Fast-Food-Landschaft 2018 haben führende Marktgrößen sich gegenseitig mit pflanzlichen Neueinführungen überboten, um die wachsende Zielgruppe der vegan, vegetarisch und flexitarisch lebenden Menschen nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Angelehnt an diese Entwicklungen hat ProVeg, unterstützt durch das Fachmagazin foodservice, das Angebot der 30 größten und umsatzstärksten Schnellrestaurants in Deutschland beleuchtet, um die veganfreundlichste Restaurantkette zu identifizieren.
MoschMosch führt das vegane Fast-Food-Ranking an
Klarer Sieger 2020: die japanische Nudelbar MoschMosch. Mit einer breiten Auswahl an Currys, Ramen, gebratenen Nudelgerichten und Co. sowie diversen rein pflanzlichen Vorspeisen und einem veganen Dessert liegt die Restaurantkette verdient vorn. Ein Großteil der Grundgerichte bei MoschMosch ist vegan, die Gäste können dank diverser Toppings ihr Gericht nach eigenen Wünschen gestalten.
Auch Zweitplatzierter Peter Pane punktet mit vielen veganen Speisen und bietet Gästen am „Peter’s Meatless Monday“ alle Veggie-Burger zum vergünstigten Preis an. Das Fast-Casual-Konzept und Drittplatzierter dean&david eröffnete kürzlich seinen ersten vegan-vegetarischen Pilot-Store und ist auch in den regulären Filialen im Hinblick auf pflanzliche Vielfalt sehr gut aufgestellt. Doch nicht nur die Top 3 – gut ein Drittel der untersuchten Restaurantketten hat ein solides bis sehr umfangreiches pflanzliches Angebot. Besonders erfreulich ist, dass diese Unternehmen insgesamt eine beachtliche kulinarische Vielfalt aufweisen und so für jeden pflanzlichen Geschmack etwas dabei ist: ob Burger-Restaurant, Healthy-Food-Konzept, italienisch oder asiatisch.
Details und Hintergründe zum Ranking
Platz 1: MoschMosch
- 11 Filialen in Deutschland
- 9 vegane Hauptspeisen: traditionell gebratene Nudeln, Currys, Poke-Bowls, Salate
- viele Gerichte optional mit Fleischalternativen wie Bio-Tempeh, Tofu oder „Beyond Meat Niku Nashi“ verfügbar
- breite Auswahl an veganen Vorspeisen wie Tofu-Gyoza, Edamame, Gurke-Wakame-Salat
- Bananen-Frühlingsrollen als süße vegane Nachspeise
- Deklaration veganer Speisen und Aktionswochen
Platz 2: Peter Pane
- 39 Filialen in Deutschland
- 8 vegane Hauptspeisen (Burger und Salate) sowie einzelne vegane Beilagen und Desserts
- 7 von 10 Soßen sind vegan
- unternehmenseigenes Label für vegane Speisen
- „Peter`s Meatless Monday“: montags gibt es vegetarische und vegane Burger vergünstigt
Platz 3: dean&david
- 137 Filialen in Deutschland
- 6 vegane Hauptspeisen: Salate, Bowls, Wraps
- wechselndes Tagesangebot veganer Currys
- breite Auswahl an Smoothies sowie Chia- und Acai-Pudding als veganes Dessert
- unternehmenseigenes Vegan-Label
Platz 4: Frittenwerk
- 18 Filialen und 1 mobiler Food-Truck in Deutschland
- 4 vegane Hauptspeisen: Poutine und Fritten mit veganer Bolognese
- vegane Beilagen und veganer Nachtisch
- 6 von 9 Dips sind vegan, künftig sollen alle weiteren Dips ebenfalls veganisiert werden
- Deklaration veganer Speisen
Platz 5: Vapiano
- 55 Filialen in Deutschland
- 6 vegane Hauptgerichte: Pasta-Variationen, Salat; in einigen Filialen ist eine vegane Käsealternative verfügbar
- individuelle Zusammenstellung möglich, da direkt vor der Kundschaft gekocht wird
- unternehmenseigenes Label für vegane Speisen
- vegane Aktionswochen
Platz 6: Hans im Glück
- 80 Filialen in Deutschland
- 9 vegane Hauptgerichte: unter anderem Burger, Salate
- breites Angebot an veganen Beilagen wie Fritten, Hausbrot, Extras
- vegane Mayonnaise
- vegane Desserts
- unternehmenseigenes Vegan-Label vorhanden
Platz 6: Sushi Circle
- 15 Filialen in Deutschland
- 15 vegane Sushi-Varianten
- große Auswahl an veganen Vorspeisen wie Edamame, verschiedene Gyoza, Algensalat
- 3 vegane Desserts
- Vegan-Deklaration vorhanden
Platz 8: immergrün
- 70 Filialen in Deutschland
- 6 vegane Hauptgerichte: Wraps, Bowls
- große Auswahl an Smoothies
- unternehmenseigenes Label für vegane Speisen
Platz 9: Burgerheart
- 17 Filialen in Deutschland
- 4 vegane Hauptspeisen
- vegane Beilagen: Fritten, Salat
- veganes Dessert: Apple Crumble
- unternehmenseigenes Vegan-Label vorhanden
Platz 10: Ciao Bella
- 50 Filialen in Deutschland
- 6 vegane Hauptgerichte: verschiedene Pasta-Variationen, Salat
- Deklaration veganer Speisen
Auswahl der Unternehmen: in Deutschland aktive Unternehmen im Quick- und Fullservice-Bereich (foodservice (2019): Top 100 & 101–167)
Eingrenzung: Betrachtung von Jahresumsatz, Anzahl der Betriebe, Verfügbarkeit einer digitalen Speisekarte
Ausschluss: Lieferdienste, Buffet-Restaurants, Back-Ketten und Kaffeehäuser
Vorgehen: Untersuchung des Angebots der Betriebe anhand online einsehbarer Speisekarten (Stichtag: 16. Oktober 2020).
Bewertungssystem: Anzahl plus prozentualer Anteil veganer Gerichte am Gesamtsortiment der Hauptspeisen (max. 7 Punkte) sowie der Beilagen und Desserts (max. 5 Punkte). Zusätzlich: Marketing, Aktionen und Kennzeichnung (max. 3 Punkte)
Was genau ist ein systemgastronomisches Schnellrestaurant?
Die Systemgastronomie ist eine Form der Gastronomie, die standardisierte und vereinheitlichte Organisationsstrukturen aufweist. Ein systemgastronomisches Unternehmen führt meist mindestens 3 oder mehr Restaurants, die zentral gesteuert werden. Diese bieten in jeder Filiale das gleiche Sortiment bei gleicher Qualität und einheitlicher Preisgestaltung an und weisen eine einheitliche Inneneinrichtung auf.
Wie verlässlich sind die Angaben dieses Rankings?
Sämtliche Angaben zum Speisenangebot stammen von den jeweiligen Unternehmen selbst. Rezepturen können sich jedoch jederzeit ändern. ProVeg bezieht sich auf den Stand der Menüs aller Schnellrestaurants von Oktober 2020.
Wie steht ProVeg generell zu Schnellrestaurants?
Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher reduzieren ihren Fleischkonsum und wenden sich nachhaltigeren Lebensstilen zu. ProVeg vertritt die Ansicht, dass nachhaltiges Denken auch innerhalb der systemgastronomischen Betriebe nicht Halt machen sollte und begrüßt jede Bestrebung, vegan-vegetarische Speisen einem großen Publikum zugänglich zu machen. Insbesondere Akteurinnen und Akteure der Systemgastronomie können aufgrund ihrer großen Reichweite einen Großteil dazu beitragen, Kundinnen und Kunden an gesündere und nachhaltigere Angebote heranzuführen, um ein Umdenken anzustoßen. Die Kritik, dass viele Restaurantketten wenig ökologisch handeln und kaum Rücksicht auf Tierschutz nehmen, möchte ProVeg bei seinem Vorhaben, die Erweiterung des vegan-vegetarischen Angebots anzuregen, weder zurückweisen noch bestärken. ProVeg setzt sich seit jeher für eine schrittweise Veränderung in der Gesellschaft ein, die unter anderem durch Dialoge zustande kommt.
Können die Marktführer langfristig mithalten?
Auch die Branchenriesen zeigen guten Willen und haben seit der letzten Analyse reihenweise vegane Optionen eingeführt. Aktionswochen und Verkaufsstarts führten mancherorts zu einem enormen Andrang. Dennoch: Im Vergleich zu einigen gut aufgestellten Fast-Food-Anbietern landen die Marktführer im Ranking abgeschlagen auf den mittleren und hinteren Rängen. Die Einführung einzelner veganer Burger, Salate oder Beilagen ist ein positiver erster Schritt, reicht aber nicht aus, um Betriebe wirklich nachhaltiger aufzustellen und mit der wachsenden Konkurrenz mithalten zu können.
Zusätzlich zu den veggie-freundlichen Restaurantketten entstehen immer mehr rein vegane Restaurants in der Individualgastronomie, die es Verbraucherinnen und Verbrauchern einfach machen, vegan essen zu gehen. Durchdachte und kreativ umgesetzte pflanzliche Angebote begeistern nicht nur überzeugte Veggies, sondern sprechen zunehmend auch Mischköstlerinnen und Mischköstler an, die im Rahmen einer flexitarischen Ernährung vermehrt auf fleischfreie Gerichte setzen. Unternehmen können von einem vielfältigen Angebot nur profitieren, denn richtig umgesetzt hat ein pflanzliches Menü für alle Gäste etwas zu bieten – egal, welche Ernährungspräferenzen sie haben.
New Food Conference 2021
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Alles spricht für den Ausbau des pflanzlichen Speiseangebots
Selbst jene Unternehmen, die seit jeher fleischlastig aufgestellt sind und sich mit Verweis auf die Vorlieben ihrer Kundinnen und Kunden nur zögerlich an Veggie-Gerichte herantrauen, würden von einem Ausbau ihres pflanzlichen Speiseangebots profitieren. Einige haben inzwischen verstanden, dass Alternativen zu ihren fleischigen Offerten ein relevanter Schritt sind – je früher, desto besser. Denn etliche Gründe sprechen für pflanzliche Angebote: die Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks der Branche, ein wichtiger Beitrag zum Tierwohl sowie die Möglichkeit, alle Gäste anzusprechen und an einem Tisch zu versammeln. Darüber hinaus bietet die Einführung pflanzlicher Gerichte ein wichtiges Marketing-Werkzeug sowie die Chance, sich den Pionieren der Branche anzuschließen und neue Zielgruppen zu erreichen.
Langfristig werden im Foodservice-Markt nur jene Unternehmen rentabel bleiben, die sich mit einer breiten Auswahl an pflanzlichen Gerichten vielfältig aufstellen. Dennoch können schon kleine Angebotsanpassungen viel bewirken. Die Analyse zeigt, dass viele Restaurantketten zwar Veggie-Burger im Angebot haben, diese jedoch teils Milch oder Ei enthalten und somit nicht vegan sind. Minimale Änderungen in den Rezepturen könnten eine noch breitere Zielgruppe zufriedenstellen. Gleiches gilt für die Nutzung unterschiedlicher Grillplatten oder Fritteusen, um sicherzustellen, dass vegane Produkte nicht mit tierischem Fett in Berührung kommen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Platzierung auf der Speisekarte: Werden vegane und vegetarische Optionen separat gelistet, kann dies dazu führen, dass Mischköstlerinnen und Mischköstler diesen Teil des Menüs überspringen. Das Einbinden der pflanzlichen Speisen ins Hauptmenü kann die Bestellungen hingegen verdoppeln, wie Studien zeigen.1World Resources Institute (2017): Don’t Put Vegetables In The Corner: Q&A with Behavioral Science Researcher Linda Bacon. Online unter: https://www.wri.org/blog/2017/06/dont-put-vegetables-corner-qa-behavioral-science-researcher-linda-bacon [04.11.2020]
Vegan-Kennzeichnung: Die Wahl der passenden Begriffe
Vegan, pflanzlich, fleischfrei – für die Kennzeichnung von pflanzenbasierten Gerichten gibt es eine Vielzahl von Begriffen. Doch nicht jede Bezeichnung wird von den Gästen gleichermaßen verstanden.
Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Fast-Food-Landschaft
Ein Blick in die Zukunft bestätigt die steigende Tendenz für pflanzliche Alternativen: Die renommierte Unternehmensberatung A.T. Kearney prophezeit, dass 2040 nur noch 40 % des globalen Fleischkonsums aus konventioneller Tierhaltung stammen – die anderen 60 % werden durch kultivierte Fleischprodukte oder pflanzliche Alternativen gedeckt.2A. T. Kearney (2019): How will cultured meat and meat alternatives disrupt the agricultural and food industry? Inmitten der COVID-19-Pandemie, die die gesamte Gastronomiebranche auf die Probe stellt, sind kreative pflanzliche Konzepte für Foodservice-Unternehmen wichtiger denn je, um zukunftsfähig zu bleiben. Auch fleischlastige Restaurantketten sind daher gut beraten, auf den Zug aufzuspringen und sich durch die Einführung von Veggie-Gerichten weiterzuentwickeln.
Quellen[+]
↑1 | World Resources Institute (2017): Don’t Put Vegetables In The Corner: Q&A with Behavioral Science Researcher Linda Bacon. Online unter: https://www.wri.org/blog/2017/06/dont-put-vegetables-corner-qa-behavioral-science-researcher-linda-bacon [04.11.2020] |
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↑2 | A. T. Kearney (2019): How will cultured meat and meat alternatives disrupt the agricultural and food industry? |