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ProVeg-Ranking 2023: „plant-based“ in den großen Restaurantketten
Kathleen Gerstenberg 13. März 2023
Die steigende Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen sorgt für vielfältige Angebote – auch in den Restaurants. ProVeg hat gemeinsam mit dem Fachmagazin foodservice erneut in die Speisekarten der größten Markengastronomen geblickt und deren pflanzliches Angebot analysiert.
Hans im Glück und Peter Pane wieder ganz vorn dabei
Auch 2023 kann sich Hans im Glück, der Gewinner 2022, durchsetzen. Erneut war es knapp: Mit nur minimalem Abstand folgt Peter Pane auf Platz 2. Die beiden Burgerketten überzeugen mit einer großen Auswahl an pflanzlichen Hauptgerichten und Beilagen sowie ganzheitlichen Konzepten – und unterscheiden sich nur geringfügig: Wo Peter Pane vor allem mit auffälligen Marketing-Aktionen glänzt, punktet Hans im Glück mit umfangreicher Dessertauswahl. Das zeigt Wirkung: Der Abverkauf veganer Hauptspeisen, Beilagen und Desserts liegt beim Gewinner Hans im Glück mittlerweile bei 50 %.
Domino’s auf dem 3. Platz
Erstmals hat es 2023 eine Pizzakette in die Top 3 geschafft: Domino’s hat sich seit dem letzten Ranking von Platz 6 auf Platz 3 hochgearbeitet. Der Pizzalieferant überzeugt nicht nur mit einem breiten Angebot an veganen Pizzakreationen, sondern auch mit gefüllten Pizzabrötchen und Pasta. Enchilada holt ebenfalls auf: Um ganze 6 Plätze hat sich der Viertplatzierte zum Vorjahr verbessert. Das mexikanische Restaurant bietet eine bunte Auswahl pflanzlicher Hauptgerichte, darunter Tacos, Burritos und Fajitas.
Auch die Großen ziehen nach: Burger King und Subway
Burger King ist ebenfalls um 6 Plätze aufgestiegen– und liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Sandwichkette Subway. Burger King punktet mit einer offensiven Bewerbung der plant-based-Produkte, Subway dafür mit der Einführung des „Vegan Wednesday“. Die beiden Größen aus dem Quickservice-Bereich sind dieses Jahr klare Aufsteiger und zeigen, dass sich eine kontinuierliche Ausweitung und Bewerbung des pflanzlichen Angebots lohnt.
Details und Hintergründe zum Ranking
Platz 1: Hans im Glück
- Hauptgerichte: pflanzliche Burger, Pommes mit diversen Toppings und Salate
- jeder Salat kann auch als Bowl bestellt werden
- Beilage: vegane Nuggets
- 3 vegane Desserts: Lausbub (veganer Keksteig mit Beerenpüree), Kuchenfein (wechselndes Küchlein mit Obstsalat) und süße Pommes (Süßkartoffel-Pommes mit Beerenpüree und veganer Eissorte)
- Kennzeichnung: durchgehend, mit kleinem Herz-Symbol bei allen Speisen und Getränken
- Teilnahme am Veganuary
Platz 2: Peter Pane
- Hauptgerichte: pflanzliche Burger und diverse Salate
- Beilage: Pommes mit diversen Toppings, die meisten Soßen sind vegan
- Dessert: Schokoladenkuchen mit Vanilleeis
- Kennzeichnung: durchgehend, grünes Blatt-Symbol bei allen Speisen, Soßen und Getränken
- sehr gute Marketing-Aktivität sowie Aktionen wie „Meatless Monday“, bei dem es Veggie-Burger vergünstigt gibt
- Teilnahme am Veganuary
Platz 3: Domino’s
- Hauptgerichte: pflanzliche Pizzen und Pasta
- Beilagen: gefüllte Pizzabrötchen mit Käse- und Salami-Alternative, Rösti-Sticks und vegane Nuggets
- 3 vegane Desserts: Cinnamon Bread, Apple Cinnamon Bread und veganes Eis
- Kennzeichnung: durchgehend, mit kleinem „Vegan“-Symbol
- Teilnahme am Veganuary
Platz 4: Enchilada
- Hauptgerichte: Burritos, Tacos, Fajitas und ein pflanzlicher Burger
- Beilagen: Falafelbällchen, Süßkartoffel-Pommes, gegrillte Avocado, hausgemachtes Bohnenmus und Grillgemüse und weitere
- verwendet Jackfruit und veganes Hähnchen als Fleischalternativen
- Kennzeichnung: Blätter-Symbol
- Teilnahme am Veganuary
Platz 5: dean&david
- Hauptgerichte: Salat mit Falafelbällchen oder diversen Gemüsesorten, verschiedene Sandwiches, Flatbreads und Vollkorn-Wraps
- Verwendung von Nudging-Methoden auf der Speisekarte: „Make your chicken vegan!“ und Hinweis „The most planet friendly“ bei veganen Gerichten
- Teilnahme am Veganuary
Platz 6: Vapiano
- Hauptgerichte: pflanzliche Pizza- und Pasta-Optionen
- klare und durchgehende Kennzeichnung von allen Speisen und Getränken
- Dessert: veganer Zitronenjoghurt mit Schokoladenbiskuit und Erdbeersoße
- Kennzeichnung: mit „V“-Symbol
- Teilnahme am Veganuary
Platz 7: Burger King
- kontinuierlicher Ausbau des plant-based-Sortiments: klassische Burger mit Hähnchen- oder Rindfleischalternative erhältlich
- Beilagen: Pommes, Zwiebelringe und pflanzliche Nuggets
- Teilnahme am Veganuary mit Einführung eines neuen Burgers
Platz 8: Subway
- Hauptgerichte: Sandwiches, Wraps und Salate
- jeden Mittwoch der „Vegan Wednesday“: Sandwich mit plant-based-Patty im Angebot
- Dessert: veganer Cookie
- Teilnahme am Veganuary
Platz 9: Call a Pizza
- Hauptgerichte: pflanzliche Pizzen und ein „Green Power-Burger“
- Verwendung einer Thunfisch-Alternative für Pizzen
- Beilagen: vegane Nuggets, Chili-Nuggets, Pizzabrot und Salat
- Kennzeichnung: Blätter-Symbol
Platz 10: burgerme
- Hauptgerichte: pflanzliche Burger mit Hähnchen- und Käsealternative, Salat
- Beilagen: Kartoffel- und Süßkartoffel-Pommes, Salat und vegane Nuggets
- Aufbereitung von Hintergrundwissen als Blog auf der Website
- Teilnahme am Veganuary
ProVeg hat die Ranking-Kriterien in diesem Jahr weiter verfeinert: Wie in den Vorjahren wurden Speisen ohne tierische Zutaten betrachtet, wobei die Zubereitungsmethode nicht überprüft wurde. In der neuen Kategorie „Marketing & Innovation“ wurden neben Kennzeichnungs- und Nudging-Initiativen auch die Preisgestaltung und die Einführung von Fleisch- und Käsealternativen analysiert. Die Verfügbarkeit veganer Soßen floss ebenfalls in die Bewertung.
Auswahl der Unternehmen: in Deutschland aktive Unternehmen im Quickservice- und Fullservice-Bereich (foodservice (2023): Top 100)
Eingrenzung: Betrachtung von Jahresumsatz, Anzahl der Betriebe, Verfügbarkeit einer digitalen Speisekarte
Ausschluss: Buffet-Restaurants, Back-Ketten und Kaffeehäuser
Vorgehen: Untersuchung des Angebots der Betriebe anhand online einsehbarer Speisekarten (Analysezeitraum: Kalenderwochen (KW) 6 und 7, 2023). Die Erhebung ist eine Momentaufnahme und berücksichtigt keine nach KW 7 eingeführten pflanzlichen Optionen oder Aktionen. Eine Speise wird in der Analyse als „vegan“ klassifiziert, wenn sie keine tierischen Produkte in der Zutatenliste hat, unabhängig von der Zubereitungsmethode. Kein Geschmackstest und keine Überprüfung vor Ort.
Bewertungssystem: Bewertung der absoluten und relativen Häufigkeit veganer Vorspeisen und Beilagen (maximal 5 Punkte), Hauptspeisen (maximal 8 Punkte) und Desserts (maximal 5 Punkte) mit einer stufenlosen Skala. Außerdem: Bewertung von Nudging-Methoden, Preisgleichheit und Auswahl an Fleisch-, Fisch- und Käsealternativen sowie veganen Soßen in der Kategorie „Marketing & Innovation“ (maximal 12 Punkte)
So lecker geht pflanzlich: Gerichte von Peter Pane, Hans im Glück, The Ash, Nordsee, dean&david und Enchilada
Fast alle Restaurantketten führen vegane Hauptgerichte
Bis auf 4 Ausnahmen führen alle untersuchten Ketten in der Top 30 mindestens ein pflanzliches Hauptgericht. Überrascht haben dieses Jahr unter anderem Nordsee und The Ash: Bei Nordsee finden die Gäste mittlerweile pflanzliche Alternativen zu Räucherlachs, Thunfisch und Garnelen. The Ash wiederum hat den Ausbau von Fleischalternativen enorm vorangetrieben.
Die flexitarische Zielgruppe ansprechen
Entscheidend für den Absatz des Veggie-Angebots sind vor allem Flexitarier:innen – die hierzulande 44 % ausmachen.1 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2022): Deutschland, wie es isst – der BMEL-Ernährungsreport 2022. Online unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ernaehrungsreport-2022.html [06.03.2023] Sie sind motiviert, ihren Fleischkonsum zu reduzieren, und stehen pflanzlichen Angeboten offen gegenüber. Sie greifen nicht bedingungslos zur Veggie-Option, entscheiden sich aber dafür, wenn die Gerichte gut sichtbar und preislich attraktiv sind – und ihre Neugier wecken.
„Wir möchten ein Restaurant für alle sein. Dabei stehen der Geschmack und die Qualität an allererster Stelle.“
Kent Hahne
Geschäftsführer von The Ash
Fleisch- und Käsealternativen – mittlerweile weit verbreitet
Pflanzliche Alternativen zu Käse, Fisch und Nuggets machen neugierig und sind gefragter denn je. Mehr als die Hälfte der Top 30 Unternehmen führen mindestens 2 rein pflanzliche Fleischalternativen und – zumindest temporär – mindestens einen veganen Käse. Oftmals werden die Produkte in Aktionszeiträumen wie dem Veganuary im Januar eingeführt und nach erfolgreicher Testphase dauerhaft ins Angebot übernommen.
New Food Conference 2023
Am 25. und 26. Oktober 2023 treffen sich wieder die Vordenker:innen der Lebensmittelindustrie in Berlin. Die New Food Conference ist Europas größte Konferenz zu alternativen Proteinen und hat die ganze Wertschöpfungskette im Blick – von Produktion über Einzelhandel bis Gastronomie.
Absatz steigern durch Nudging
Durch gezieltes Nudging kann die pflanzliche Option bewusst in den Vordergrund gerückt werden. Hier ist viel Spielraum für Kreativität: So betont beispielsweise die Hervorhebung eines Gerichts mit „most planet-friendly“ (dean&david) dessen ökologische Vorteile.
Die beiden Anführer des Rankings, Hans im Glück und Peter Pane, sowie Aufsteiger Burger King platzieren in der Speisekarte neben ihren Fleischburgern jeweils einen Hinweis, dass es alternativ auch ein rein pflanzliches Patty zur Auswahl gibt – wer selbst noch nicht nach pflanzlichen Optionen geschaut hat, wird spätestens hier subtil an die Alternativen erinnert.
Preis als wichtiges Verkaufsargument
Verbesserungsbedarf gibt es nach wie vor bei der Preisgestaltung: Noch immer sind die pflanzlichen Optionen stellenweise teurer als die tierischen. Vor allem die Pizzaketten fallen negativ auf: Für vegane Käsealternativen zahlt der Gast hier oftmals 1–2 € mehr, teilweise sogar 3 €. Das macht die pflanzlichen Optionen deutlich unattraktiver und lässt die flexitarische Zielgruppe zu den günstigeren tierischen Angeboten greifen.
ProVeg empfiehlt der Gastronomie, die Zusatzkosten pflanzlicher Alternativen per Mischkalkulation auf die Gerichte mit tierischen Lebensmitteln zu verteilen. So bleiben die umweltfreundlichen pflanzlichen Angebote preislich attraktiv und die Unternehmen kommen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach. Und es geht: Bei 20 der 30 Restaurantketten sind die pflanzlichen Gerichte preislich gleichauf mit den tierischen.
„Wir haben verstanden, was unsere Gäste von uns erwarten. Sie möchten nicht dafür benachteiligt werden, etwas Gutes zu tun, indem sie sich pflanzlich ernähren. Wir haben diesen Wunsch gerne erfüllt und bieten aus diesem Grund unsere veganen Produkte teilweise sogar günstiger an. Das Wichtigste für uns ist, dass jeder Gast eine schöne Zeit hat und wir gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der wir alle leben möchten.“
Patrick Junge
Geschäftsführer von Peter Pane
Fazit
- Vorreiter: Ein Großteil der Restaurantketten hat das Thema „plant-based“ klar für sich erkannt. Vor allem die Aufsteiger und Top-Platzierten des Rankings gestalten damit die globale Ernährungswende mit.
- Entwicklungspotenzial: Das Mittelfeld hat eine solide Basis an pflanzlichen Optionen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz können auch diese Unternehmen nach oben aufschließen.
- Von Beilagen bis Desserts: Um die wachsende flexitarische Zielgruppe zu bedienen, braucht es eine stetige Verbesserung des eigenen Angebots.
- Kommunikation: Neben klarer Kennzeichnung, kreativer Benennung der Gerichte, durchdachtem Nudging und proaktiver Bewerbung braucht es vor allem eine klare Hervorhebung der Klima-Vorteile pflanzlicher Ernährung, um die umweltbewusste Zielgruppe anzusprechen.
- Preisgestaltung: Es gilt, künftig noch stärker preisliche Anreize für die Wahl der pflanzlichen Gerichte zu schaffen.
Quellen[+]
↑1 | Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2022): Deutschland, wie es isst – der BMEL-Ernährungsreport 2022. Online unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ernaehrungsreport-2022.html [06.03.2023] |
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Über die Autorin
Kathleen Gerstenberg
Content-Managerin
Unsere Autorin interessiert sich für gesunde Ernährung. Seit 2018 ist sie bei ProVeg, liebt Wortneuschöpfungen und jongliert als Content-Managerin mit Sprache, um noch mehr Menschen für eine pflanzliche Lebensweise zu begeistern.