Ernährung
Start-ups arbeiten an der Zukunft des Essens: ProVeg-Incubator startet dritte Runde
Louise Cullen 3. April 2020
Von kultiviertem Fleisch über Cashew-Käse bis hin zu Algen-Snacks – 10 Start-ups wollen mithilfe des Proveg-Incubators innovative Produkte auf den Markt bringen und damit die globale Ernährungskultur verändern. 2018 von ProVeg gegründet, ist der ProVeg-Incubator der weltweit erste Incubator, der sich ausschließlich auf pflanzliche Proteine, zellbasierte Proteine und unterstützende Technologien konzentriert.
Der ProVeg-Incubator hat im vergangenen Jahr eine dritte Gruppe innovativer pflanzlicher Start-ups aufgenommen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das globale Ernährungssystem zu verändern. Am 23. September 2019 starteten 10 neu gegründete Unternehmen das Incubator-Programm, um mit Expertinnen und Experten an ihren Produkten und Services zu arbeiten. Die Unternehmen entwickeln eine große Auswahl verschiedener Innovationen für den Lebensmittelmarkt – von pflanzlicher Foie gras bis hin zu Eiscreme ohne Zusatzstoffe. Was die Gründerinnen und Gründer gemeinsam haben, ist der Antrieb, den Konsum tierischer Produkte weltweit zu reduzieren.
Innerhalb von 3 Monaten konzentrierten sich die Start-ups auf Branding, Fundraising, Teamentwicklung, Marktstrategie und Pitching. Input erhielten sie von Mentorinnen und Mentoren sowie Gründerinnen und Gründern, die bereits den gleichen Weg gegangen sind. Albrecht Wolfmeyer, Leiter des ProVeg-Incubators: „Unser Programm deckt zentrale Geschäftsthemen in verschiedenen Workshops ab. Gleichzeitig arbeiten wir mit jedem Start-up individuell, um die gemeinsam mit ihm festgelegten Ziele zu erreichen. Je nach Bedarf und Stadium unterstützen wir die Gründerinnen und Gründer bei ihren Businessplänen, stellen sie dem Einzelhandel vor und bereiten sie auf die Begegnung mit Investorinnen und Investoren vor.“
Ein besonderer Gast
Am ersten Tag sprach der Gründer von Wholefoods, John Mackey, mit den Start-ups über ihre Produkte und Geschäftspläne. Darüber hinaus teilte er Erfahrungen aus seiner frühen Karriere und vermittelte Lektionen, die er auf seiner eigenen unternehmerischen Reise gelernt hatte. Zudem sprach er über den „Conscious Capitalism“, ein Konzept, bei dem sich ein Unternehmen auf einen Zweck konzentrieren sollte, der über reine Gewinne hinausgeht. Weitere Highlights der ersten Wochen waren Gespräche mit Investorinnen und Investoren und eine Verkostung mit Expertinnen und Experten von DuPont und Transgourmet Labs sowie Rundtischgespräche mit den Gründern von Koawach und Try Foods. Zudem besichtigten die jungen Unternehmensgründerinnen und -gründer den Edeka Food Tech Campus, der ein Start-up-Programm anbietet, um innovative Produkte in die Edeka-Läden zu bringen.
„Die Gruppenarbeiten mit den anderen Start-ups waren für uns wirklich interessant“, sagte Ivonne Blossfeld von everymeal. „Wir glauben, dass der Aufbau und die Nutzung dieses Unterstützungsnetzwerks auf unserem Weg sehr hilfreich sein werden.“ Blossfeld und ihr Geschäftspartner gründeten everymeal, nachdem beide Eltern wurden. Sie wollten dazu beitragen, dass ihre Kinder in einer nachhaltig bewirtschafteten Umwelt aufwachsen. Ihre Vision ist es, dass everymeal ein Pionier für pflanzliche Produktinnovationen im europäischen Food-Service-Bereich wird.
Mischa Sysoev, einer der Gründer von pläin, sagte, er sei inspiriert worden, eine neue pflanzliche Milch zu entwickeln, nachdem er kein einziges Produkt auf dem Markt gefunden habe, das die Funktionalität von Kuhmilch genau nachbilden könne. „Wir haben in den ersten Wochen im Incubator viel gelernt“, sagte er. „Jetzt können wir einige wichtige Elemente unseres Geschäfts anpassen, die einen großen Unterschied für uns in Zukunft machen werden.“
Der Schlüssel zum Erfolg
ProVeg hat es sich zum Ziel gesetzt, den weltweiten Konsum tierischer Produkte bis zum Jahr 2040 um 50 % zu senken. Um diese Mission zu verwirklichen, ist es unerlässlich, den Menschen eine große Vielfalt an köstlichen und erschwinglichen Produkten auf pflanzlicher Basis anzubieten. Deshalb freut sich das Incubator-Team, Start-ups zu unterstützen, die die gleiche Vision teilen und tatsächlich aktiv werden.
Albrecht Wolfmeyer empfahl den Start-ups, die Chance zu nutzen, voneinander zu lernen, sich zu vernetzen, die richtigen Partnerinnen und Partner zu finden und an ihrer Strategie zu arbeiten, um zu wachsen. „Großartiger Geschmack ist entscheidend, aber Preis und Verfügbarkeit machen letztlich den Unterschied aus, um erfolgreich zu sein.“ Das Incubator-Team ist sehr gespannt, wie sich alle Start-ups entwickeln werden. Über den Incubator-Blog und via Social Media können sich Interessierte auf dem Laufenden halten. Der Incubator ist außerdem plattformübergreifend unter @provegincubator zu finden.
alvego
Die Gründer Friedrich John Schneider und Philipp Götz entwickeln und produzieren nachhaltige Snacks auf Basis von Makroalgen. Ihr innovativstes Produkt ist das weltweit erste Rotalgen-Jerky (pflanzliches Trockenfleisch).
Aberyne
Die Gründer Mikel Adberry und Antoine Beguerie haben mit „Foie Green“ eine 100 % pflanzliche Alternative zu Foie gras entwickelt.
Vegan Gourmet
Die Geschwister Ana Maria Turton, Elena Licsandru und Nicu Panfil aus Rumänien stellen eine Reihe veganer Käsesorten auf Basis von Cashewnüssen her. Sie arbeiten mit dem ProVeg-Incubator zusammen, um ihre Produkte umzubenennen und neu zu verpacken.
Brannatura
Das Unternehmen aus Dänemark bietet nachhaltige pflanzliche Milchgetränke in verschiedenen Geschmacksrichtungen an. Das Besondere daran: Die Produkte haben einen vergleichbaren Nährwert zu Kuhmilch. Ali Osman, Sander Sieuwerts und Lars Halskov entwickelten die Getränke auf Basis verschiedener Getreidesorten.
everymeal
Axel Kramer und Ivonne Blossfeld lernten sich während ihrer Tätigkeit im Innovationslabor eines Schweizer Lebensmittelherstellers kennen. Jetzt gründen sie eine Firma, die Cateringunternehmen und Kantinen dabei unterstützt, mehr pflanzliche Gerichte anzubieten.
Von Georgia
Die Geschwister Georgia und John Schneider wollen Desserts neu erfinden. Sie produzieren und verkaufen in Berlin pflanzliche Leckereien und arbeiten derzeit an ihrer Expansion.
Pink Albatross
Luke Saldanha und Pepe Biaggio, ein dynamisches Duo aus Spanien, stellen pflanzliches Eis her. Sie entwickeln Clean-Label-Produkte und
sagen: „Wenn wir eine Zutat nicht auf die Packung zeichnen können, geht sie nicht ins Eis.“
Cell Farm
Cell Farm ist Lateinamerikas erstes Start-up für kultiviertes Fleisch. Sofia Giampaoli und ihre Partnerin Carolina Bluguermann entwickeln eine Stammzellbank, um die künftige Clean-Meat-Industrie zu versorgen.
pläin
Das Unternehmen setzt auf die funktionellen Eigenschaften und den Nährwert von Milchprodukten, nur eben ohne Kuh. Hinter pläin steht ein
Team von 3 Personen: Michael Sysoev, Julia Deuter und Jonathan Herrmann.
iFood
Mit dem Fokus auf eine reichhaltige, sättigende Ernährung will iFood den Menschen helfen, weniger Fleisch zu essen, indem es eine Reihe von veganen Convenience-Produkten anbietet. Bereits in Schweden produziert und verkauft, kommen die Produkte von Linda Grönlund, Alexander Schabel und Katharina Seifert jetzt nach Deutschland.
Jetzt bewerben
Das dreimonatige ProVeg-Incubator-Programm endete im Dezember 2019 – die vierte Runde beginnt im Frühling 2020. Über die Website des ProVeg-Incubators können sich Interessierte für weitere Runden bewerben. Weitere Informationen finden Sie unter provegincubator.com.
Über die Autorin
Louise Cullen
Marketing and Communications ManagerProVeg Incubator