Politik
Umweltministerin fordert Umsteuerung in der Agrarpolitik
27. Juni 2019
Bundesumweltministerin Svenja Schulze stellt in einem Interview mit top agrar ihre Pläne für mehr Tier- und Umweltschutz in der Landwirtschaft vor. Einige ihrer Forderungen berühren auch Themenbereiche, für die sich ProVeg einsetzt.
Am 25.06.2019 erschien in der landwirtschaftlichen Fachzeitung top agrar ein ausführliches Interview mit der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Svenja Schulze (SPD).1Schulze, Svenja (2019). Interview geführt von top agrar: „Die Bauern sind Teil von Problem und Lösung“, in: top agrar. Mehr Landwirtschaft! (07/2019), S. 30–33. Darin legt sie ihre Vorstellungen von Umweltschutzmaßnahmen im Landwirtschaftssektor dar. Neben Themen wie Düngung, Biodiversität und Pflanzenschutzmittel spielen auch die sogenannten Nutztierbestände in Deutschland und die Gestaltung der europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine Rolle.
Umweltministerin will Veränderungen in der Landwirtschaft
Für Schulze ist klar, dass die Landwirtschaft einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten muss und kann. Sie hält die Zahl der in Deutschland in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere für zu hoch. Zudem fordert sie auch im Hinblick auf die Sojaimporte für Futtermittel eine geringere Umweltbelastung durch die Tierhaltung. Weiterhin hält Schulze eine grundsätzliche Umsteuerung in der GAP für unerlässlich. Die Direktzahlungen, die Landwirtinnen und Landwirte aus dem Budget der GAP erhalten, sollten stärker an Gesellschafts- und Umweltleistungen geknüpft sein. Außerdem müssen ihrer Meinung nach deutlich mehr Mittel für Umweltleistungen bereitgestellt werden. 2Schulze, Svenja (2019). Interview geführt von top agrar: „Die Bauern sind Teil von Problem und Lösung“, in: top agrar. Mehr Landwirtschaft! (07/2019), S. 30–33.
Zivilgesellschaftliches Klimabündnis fordert weniger Tierhaltung
Ähnliche Forderungen stellte ProVeg gemeinsam mit einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis bereits 2018 mit dem Positionspapier „Wann, wenn nicht jetzt – Das Maßnahmenprogramm Klimaschutz 2030 der deutschen Zivilgesellschaft“. Tierische Produkte sind für einen Großteil der ernährungsbedingten Emissionen verantwortlich, die in Deutschland etwa ein Viertel des Gesamtausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase ausmachen.3Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Online unter https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Agrarpolitik/Klimaschutzgutachten_2016.pdf?__blob=publicationFile [27.06.2019] Daher beinhalten die zentralen Forderungen des Papiers im Bereich Landwirtschaft und Ernährung eine drastische Reduktion des Fleischkonsums, einen Abbau der Tierbestände und eine Abkehr von der Massenproduktion für den Export.
EINE PFLANZLICHE ERNÄHRUNG IST BESSER FÜR DEN PLANETEN
Eine Ernährung auf pflanzlicher Basis kann zahlreiche positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, darunter die Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Schutz von Gewässern, eine nachhaltigere Nutzung der Ressourcen und die Eindämmung des Klimawandels.
3 Säulen für ein nachhaltiges Ernährungssystem
Auf europäischer Ebene begann mit den Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai 2019 eine neue Legislaturperiode. ProVeg erarbeitete dafür gemeinsam mit dem europäischen Dachverband European Vegetarian Union (EVU) einen umfassenden Forderungskatalog für ein nachhaltiges Ernährungssystem in Europa. Darin wird ebenfalls die GAP in den Fokus gerückt. Neben der Umweltministerin fordert auch ProVeg, dass die hohen Subventionszahlungen im Einklang mit Nachhaltigkeits- und Klimazielen sowie dem Schutz öffentlicher Güter vergeben werden sollen. Die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion und die Reduzierung der Tierbestände sollte zudem stärker unterstützt werden. Darüber hinaus sollten alle Mittel, die zur Förderung einer umwelt- und klimafreundlichen Landwirtschaft zur Verfügung stehen, vollständig ausgeschöpft werden.
Politik muss Potenziale pflanzenbasierter Ernährung beachten
Es ist ein gutes Signal, dass die Umweltministerin derartige Forderungen aufnimmt. Das Landwirtschaftsministerium will seine Emissionsminderungsziele bisher vor allem mit Effizienzverbesserungen in der Energieverwendung, der Düngung sowie der Verwertung von Gülle erreichen.4Rheinische Post (2018): Bundesministerin Julia Klöckner im Interview mit der „Rheinischen Post“ über Klimawandel und Pflanzenschutz. Online unter https://www.bmel.de/SharedDocs/Interviews/2018/2018-11-19-RheinischePost.html [27.06.2019]
Für wirksamen Klimaschutz müssen jedoch auch die Nutztierbestände und das Ernährungsverhalten angegangen werden. Auch für Verbesserungen in anderen Politikfeldern, wie dem Tierschutz, ist dies unvermeidbar. ProVeg weist seit Langem darauf hin, dass eine pflanzenbasierte Ernährung der einfachste und wirkungsvollste Weg ist, um im Rahmen des eigenen Konsums einen Beitrag zu einem verbesserten Klimaschutz zu leisten.
Konkrete Maßnahmen beinhalten politische Informationskampagnen über die Klimafolgen unserer Ernährung, Instrumente zur Besteuerung vergleichsweise klimaschädlicher Lebensmittel und mehr klimafreundliche Gerichte in der Gemeinschaftsverpflegung, beispielsweise in Schulen und Krankenhäusern.
UNTERSTÜTZEN SIE UNSER SCHULPROGRAMM „LECKERES ESSEN FÜR ALLE“
Neben Aktionstagen an Schulen, an denen Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler erfahren, wie vielseitig und lecker pflanzenbetonte Kost sein kann, organisiert ProVeg Kochschulungen für Schulcateringunternehmen. Auf diese Weise wollen wir dazu beitragen, bundesweit so viele Schulkinder wie möglich mit gesundem Essen zu versorgen.
Quellen[+]
↑1 | Schulze, Svenja (2019). Interview geführt von top agrar: „Die Bauern sind Teil von Problem und Lösung“, in: top agrar. Mehr Landwirtschaft! (07/2019), S. 30–33. |
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↑2 | Schulze, Svenja (2019). Interview geführt von top agrar: „Die Bauern sind Teil von Problem und Lösung“, in: top agrar. Mehr Landwirtschaft! (07/2019), S. 30–33. |
↑3 | Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Online unter https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Agrarpolitik/Klimaschutzgutachten_2016.pdf?__blob=publicationFile [27.06.2019] |
↑4 | Rheinische Post (2018): Bundesministerin Julia Klöckner im Interview mit der „Rheinischen Post“ über Klimawandel und Pflanzenschutz. Online unter https://www.bmel.de/SharedDocs/Interviews/2018/2018-11-19-RheinischePost.html [27.06.2019] |