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Pflanzliches Fast Food: Immer mehr Restaurantketten setzen auf vegane Gerichte
25. April 2019
Burger, Pizza, Sandwich und Co.: In einem Ranking betrachtete ProVeg 2018 das pflanzliche Angebot der umsatzstärksten Fast-Food-Ketten weltweit. Seitdem gab es einige Änderungen auf den internationalen Speisekarten. Ein Blick auf die Riesen der Branche zeigt erfreuliche Verbesserungen.
Die Nachfrage nach pflanzlichen Optionen wächst. Die Menschen in Deutschland ernähren sich insgesamt bewusster und mehr als die Hälfte1Greenpeace (02.01.2019): Vorsätzlich handeln. Online unter https://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/vorsaetzlich-handeln [05.04.2019] der Bevölkerung reduziert ihren Fleischkonsum. Darauf reagieren auch die großen internationalen Schnellrestaurants, die nicht nur Druck von Konsumierenden, sondern auch von Interessengruppen der Wirtschaft erhalten. In vielen Ländern nimmt das Angebot veganer Alternativen nach dem internationalen Ranking 2018, das ProVeg gemeinsam mit dem Fachmagazin foodservice veröffentlichte, zu.
Veganuary trägt zum positiven Wandel bei
Zum Start des Jahres kam es zu einem wahren Boom von pflanzlichen Alternativen im Quickservice-Bereich. Besonders der Markt in Großbritannien sticht hervor. 2018 wurden hier alleine 4,4 Milliarden fleischfreie Hauptgerichte verzehrt. 92 % der pflanzlichen Mahlzeiten aßen Menschen, die nicht vegan leben.2Kantar (05.02.2019): Only 3% of UK self-define as „vegan“. Online unter https://uk.kantar.com/consumer/shoppers/2019/only-3-of-uk-self-define-as-vegan/ [05.04.2019] Beeinflusst hat diese Entwicklung die britische Non-Profit-Organisation „Veganuary“. Etwa 250.000 Menschen machten 2019 beim „veganen Januar“ mit – mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer als in allen Jahren zusammen seit der Einführung 2014. Pizza Hut nutzte diese Gelegenheit geschickt und brachte seine Jack’n’Ch**se-Pizza mit Jackfruit und veganem Käse auf den Markt. Nach dem Verkauf von mehr als 10.000 Stück wurde die Pizza im März 2019 in das reguläre Menü in Großbritannien aufgenommen.
Vegane Alternativen sind profitabel für Restaurantketten
Menschen in aller Welt reduzieren bewusst ihren Fleischkonsum. Wie kommt es zu diesem Umdenken? Als Hauptfaktoren gelten Klimaschutz und die eigene Gesundheit. Umso mehr lohnt es sich für Fast-Food-Ketten, den kulinarischen Kulturwandel für ihr Geschäft zu nutzen und passende Produkte bereitzustellen. Pflanzliche Gerichte können Unternehmen aufgrund der billigen Rohstoffe häufig kostengünstiger produzieren und für einen mindestens genauso hohen Preis wie Fleisch verkaufen. Auch aus Marketinggründen lohnen sich die pflanzlichen Alternativen: Verbraucherinnen und Verbraucher assoziieren mit veganen Produkten oft Qualität und Gesundheit. Das überträgt sich auch auf das Image des Anbietenden.
McDonald’s bringt lang erwarteten veganen Burger auf den Markt
Auf „frag.mcdonalds“, dem Onlineportal des Unternehmens, häuften sich die Fragen nach einem veganen Burger. Bisher argumentierte McDonald’s noch damit, ein Burger-Restaurant mit einem klaren Fokus auf fleischhaltige Produkte zu sein.3McDonald’s (21.03.2019): Warum gibt es keine veganen Produkte im Sortiment? Online unter https://frag.mcdonalds.de/vorschlaege/32516/warum-gibt-es-keine-veganen-produkte-im-sortiment-zumindest-eine-kleine-auswahl-sollte-fuer-vegan-lebende-menschen-vorhanden-sein [05.04.2019] „Wir haben die Nachfrage im Blick und werden, wenn sie groß genug ist, auch reagieren“, so die Fast-Food-Kette im März 2019 als Antwort auf einen User-Kommentar auf ihrem Portal.4McDonald’s (19.03.2019): Wann gibt es endlich mehr vegane Auswahl? Online unter https://frag.mcdonalds.de/vorschlaege/32444/wann-gibt-es-endlich-mehr-vegane-auswahl-in-anderen-laendern-ist-mcdonalds-viel-weiter-als-in-dtl-selbst-burger-king-hat-einen-veganen-burger [05.04.2019] Nun hat auch das Unternehmen das Potenzial der pflanzlichen Küche erkannt. McDonald’s brachte den veganen Burger Big Vegan TS zum 29. April 2019 in die deutschen Filialen. Als Patty wird der Incredible Burger von GardenGourmet (Nestlé) verwendet.
Die pflanzlichen Menü-Erweiterungen der internationalen Restaurantketten
Seit dem ProVeg-Ranking 2018 hat sich viel getan. Die japanische Nudelbar MoschMosch bietet hierzulande seit Neuestem den Patty von Beyond Meat an und L’Osteria erweiterte das Menü mit einem Avocado-Quinoa-Salat. Hans im Glück nimmt den veganen Burger Naturbursche mit Bratling von Moving Mountains ins Sortiment und kündigt weitere pflanzliche Gerichte an. Neben Deutschland wurde auch in vielen anderen Ländern das vegane Angebot verbessert. International vorne bleibt weiterhin die Kette Pizza Hut, die vor allem in Großbritannien ihre pflanzliche Produktpalette ausbaut. Doch auch die anderen Fast-Food-Ketten brachten neue Produkte auf den Markt und planen noch mehr pflanzliche Optionen für das Jahr 2019.
Nach dem Erfolg der Jack’n’Ch**se-Pizza erweiterte Pizza Hut in Großbritannien das Angebot noch einmal deutlich. In einer separaten veganen Speisekarte stehen nun seit März 2019 4 Pizzen mit rein pflanzlichen Zutaten zur Auswahl. Zusätzlich führte das Unternehmen 2 vegane Vorspeisen und eine Nachspeise ein. Auch das Kindermenü wird nun komplett pflanzlich angeboten.
Im Oktober 2018 wurde in Australien ein Sandwich mit gestampften Falafeln getestet. In den Niederlanden brachte Subway erst kürzlich den Vegan Supreme zur „Week zonder Vlees“ (Woche ohne Fleisch) heraus. Dieser findet hoffentlich auch in Zukunft Platz auf der Speisekarte. In Großbritannien nahm Subway im April 2019 einen veganen Sub auf die nationale Speisekarte, der zuvor im Oktober 2018 in einigen Filialen getestet wurde. Zusätzlich führte das Sandwich-Restaurant Anfang April 2019 3 Signature Wraps ein – einer davon rein pflanzlich mit veganem Patty und Aioli. Im starken Gegensatz dazu steht die deutsche Version der 3 Signature Wraps: Ohne vegane Option, dafür mit doppelt Fleisch gefüllt. Hier gibt es noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten.
Die Fast-Food-Kette glänzt mit Neueinführungen auf der ganzen Welt. Der Hauptsitz in Chicago bietet nun den ursprünglich indischen McAloo Tikki mit Samosa-Patty an. Nach dem erfolgreichen Launch des Burgers McVegan in Finnland und Schweden 2017 folgten zum Jahresanfang 2019 neue Alternativen. Auf dem Menü der skandinavischen Länder reiht sich nun ein schwedisches Happy Meal mit Falafel und ein finnischer Burger aus Sojabohnen-Patty und Salsa ein. Daneben wird seit März 2019 auch eine vegane Variante der Chicken Nuggets in einzelnen Filialen Norwegens angeboten. McDonald’s in Großbritannien bietet einen Wrap mit pflanzlichen Chicken Fingers an. Dieser wird allerdings als vegetarisch deklariert, da er im selben Toaster wie die milchhaltigen Hamburger-Brötchen vorbereitet wird. In Deutschland ist der vegane Burger Big Vegan TS mit Incredible Burger Patty seit April 2019 verfügbar.
Das australische Franchise von Burger King „Hungry Jack’s“ brachte im Oktober 2018 einen veganen Cheeseburger auf den Markt. Burger King zog Anfang April 2019 nach und brachte in den USA den bekannten Whopper mit einem veganen Patty von Impossible Foods in einzelne Filialen.
Erfreuliche Neuigkeiten gab es erst kürzlich von KFC. In einem Interview5The Telegraph (21.03.2019): Algorithms and mayo guns: what really goes on behind the counter at KFC. Online unter https://www.telegraph.co.uk/food-and-drink/features/really-goes-behind-counter-kfc/ [05.04.2019] mit der britischen Zeitung „The Telegraph“ erklärte Innovation Director Jack Hinchcliffe, das Unternehmen arbeite sowohl an vegetarischen als auch veganen Alternativen. Diese sollen im Jahr 2019 in verschiedenen Filialen getestet werden.
Der Druck auf die Fast-Food-Ketten nimmt zu
Nicht nur die zunehmend pflanzlich lebende Bevölkerung fordert die Fast-Food-Ketten zu neuen Strategien auf. Ein Netzwerk aus über 80 Investorinnen und Investoren mit einem Gesamtkapital von über 6,5 Billionen US-Dollar fordert nun die Riesen der Branche (darunter auch McDonald’s, Burger King, Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut) zum Umdenken auf.6Thomson Reuters Foundation (29.01.2019): Investors call on McDonald’s and KFC to step up climate change action. Online unter http://news.trust.org/item/20190129190516-66mxi/ [05.01.2019] In einem Brief rufen die Mitglieder des „Fair Animal Investment and Return“ zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und zur Verringerung des Wasserverbrauchs auf. Sie verlangen konkrete Zielsetzungen von den Unternehmen. Werden die Forderungen nicht eingehalten, drohen Regularien und Reputationsrisiken. Damit setzt das Netzwerk einen wichtigen Impuls zum Schutz des Klimas und für eine pflanzliche Zukunft.
Quellen[+]
↑1 | Greenpeace (02.01.2019): Vorsätzlich handeln. Online unter https://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/vorsaetzlich-handeln [05.04.2019] |
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↑2 | Kantar (05.02.2019): Only 3% of UK self-define as „vegan“. Online unter https://uk.kantar.com/consumer/shoppers/2019/only-3-of-uk-self-define-as-vegan/ [05.04.2019] |
↑3 | McDonald’s (21.03.2019): Warum gibt es keine veganen Produkte im Sortiment? Online unter https://frag.mcdonalds.de/vorschlaege/32516/warum-gibt-es-keine-veganen-produkte-im-sortiment-zumindest-eine-kleine-auswahl-sollte-fuer-vegan-lebende-menschen-vorhanden-sein [05.04.2019] |
↑4 | McDonald’s (19.03.2019): Wann gibt es endlich mehr vegane Auswahl? Online unter https://frag.mcdonalds.de/vorschlaege/32444/wann-gibt-es-endlich-mehr-vegane-auswahl-in-anderen-laendern-ist-mcdonalds-viel-weiter-als-in-dtl-selbst-burger-king-hat-einen-veganen-burger [05.04.2019] |
↑5 | The Telegraph (21.03.2019): Algorithms and mayo guns: what really goes on behind the counter at KFC. Online unter https://www.telegraph.co.uk/food-and-drink/features/really-goes-behind-counter-kfc/ [05.04.2019] |
↑6 | Thomson Reuters Foundation (29.01.2019): Investors call on McDonald’s and KFC to step up climate change action. Online unter http://news.trust.org/item/20190129190516-66mxi/ [05.01.2019] |
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