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Von Bratwurst bis Salami: Die Auswahl pflanzlicher Fleischalternativen wächst stetig
28. Februar 2020
Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial pflanzlicher Wurst- und Fleischalternativen und bauen ihr Sortiment kontinuierlich aus. Vor allem flexitarisch lebende Menschen freuen sich über die wachsende Vielfalt und Verfügbarkeit in den Kühltheken.
2019 war das Jahr der pflanzlichen Burger. Zuerst machte der Erfolg des amerikanischen „Beyond Meat“-Burgers Schlagzeilen, dann folgte die deutschlandweite Einführung des „Big Vegan TS“ bei McDonald’s. Mittlerweile sind mit dem „Next Level Burger“ (Lidl) und dem „Wonder Burger“ (Aldi) die pflanzlichen Pattys im Discounter-Segment angekommen. Die Produkte begeistern mit fleischähnlicher Konsistenz und deftigen Röstaromen nicht nur überzeugte Veggies. Aktionswochen und Verkaufsstarts führten mancherorts zu leeren Regalen.
Pflanzliches Fast Food: Immer mehr Restaurantketten setzen auf vegane Gerichte
Burger, Pizza, Sandwich und Co.: In einem Ranking betrachtete ProVeg 2018 das pflanzliche Angebot der umsatzstärksten Fast-Food-Ketten weltweit. Ein Blick auf die Riesen der Branche zeigt erfreuliche Verbesserungen.
Nachfrage nach Veggie-Wurst boomt
Ob Aufschnitt, Nuggets oder Geschnetzeltes – der internationale Markt für pflanzliche Alternativen zu klassischen Fleisch- und Wurstwaren ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Tendenz steigend: Die renommierte und international tätige Unternehmensberatung A.T. Kearney prophezeit, dass 2040 nur noch 40 % des globalen Fleischkonsums aus konventioneller Tierhaltung stammen – die anderen 60 % werden entweder durch kultivierte Produkte gedeckt oder durch pflanzliche Alternativen ersetzt. Im Gegenzug wird der Absatz neuartiger Alternativen weiter steigen. Dazu werden künftig auch kultivierte Proteine zählen – also jene Produkte, die aus tierischem Gewebe bestehen, für die aber kein Tier sterben musste, weil sie aus der Vermehrung von Zellproben gewonnen werden.
Ein wachsendes Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung, kombiniert mit optisch und geschmacklich immer attraktiver werdenden Produkten, sorgt dafür, dass sich am Supermarktregal mehr und mehr Menschen für die pflanzlichen Varianten entscheiden. Mit ihrer fleischähnlichen Konsistenz richten sich die Veggie-Produkte vor allem an die breite Masse jener Verbraucherinnen und Verbraucher, die unkompliziert ihren Tierkonsum reduzieren wollen, ohne sich dabei auf große Veränderungen in Geschmack und Gewohnheiten einlassen zu müssen. Außerdem sind Alternativprodukte auch für angehende Veggies eine gute Unterstützung, um den Übergang von alten zu neuen, tierfreien Ess- und Kochgewohnheiten einfacher zu gestalten.
Der Markt für pflanzliche Alternativprodukte wächst rapide. Um innovative Entwicklungen voranzutreiben und langfristig noch mehr Unternehmen zu motivieren, ihr Sortiment veggie-freundlicher zu gestalten, holt ProVeg am 23. und 24. April 2020 wieder führende Vertreterinnen und Vertreter der Lebensmittelindustrie nach Berlin. Mehr Informationen gibt es hier.
Innovativer Veggie-Pionier: die Rügenwalder Mühle
In Deutschland geht die Rügenwalder Mühle seit Jahren als Wegbereiter für den Wandel von tierischen zu pflanzlichen Lebensmitteln voran und baut ihr Veggie-Sortiment kontinuierlich aus. 2014 brachte das Familienunternehmen als erster fleischverarbeitender Betrieb 2 vegetarische Produkte auf den Markt. Seitdem wurde das Angebot stetig erweitert. Mit Erfolg: Im Mai 2019 machte das vegan-vegetarische Segment ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Für das Jahr 2020 hat sich das niedersächsische Unternehmen zum Ziel gesetzt, diesen Anteil auf 40 % zu steigern.
Die Rügenwalder Mühle zeigt damit anderen Lebensmittelbetrieben, dass Investitionen in den wachsenden Veggie-Markt nicht nur aus Nachhaltigkeits- und Ethikperspektive, sondern durchaus auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn ergeben. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das, dass sie sich langfristig auf steigende Qualität und eine breitere Auswahl pflanzlicher Produkte im Supermarktregal freuen können. Die Rügenwalder Mühle hat schon heute insgesamt 16 vegetarische und 12 vegane Produkte im Sortiment. Fleischfreie Neuentwicklungen werden mittlerweile direkt mit veganer Rezeptur kreiert, sofern die geschmacklichen Anforderungen an das Produkt erfüllt werden.
Vegane Fleischalternativen erobern den Markt: Die Rügenwalder Mühle im Interview
Die Rügenwalder Mühle hat das Potenzial pflanzlicher Produkte schon früh erkannt hat und ihr Sortiment seither stetig erweitert. Im Interview verrät Thomas Ludwig, Marketingleiter von der Rügenwalder Mühle, ob „Clean Meat“ künftig eine Rolle spielen wird.
„Aber ich brauche doch gar keinen Fleischersatz!“
Es gibt auch kritische Stimmen gegenüber Alternativprodukten dieser Art. Vor allem Langzeit-Veggies, die sich lange vor dieser breiten Verfügbarkeit rein pflanzlicher Alternativen für eine tierfreie Ernährung entschieden haben, stellen oft die Notwendigkeit von Produkten mit Fleischtextur und -geschmack infrage. Ein pflanzlicher Lebensstil lässt sich zweifelsfrei auch ohne diese Lebensmittel gestalten. Gleichzeitig sind sie aber ein wichtiger Baustein, um langfristig auch jene Menschen zur Reduktion des Fleischkonsums zu motivieren, für die Geschmack, Verfügbarkeit und Bequemlichkeit schwerer wiegen als ethische oder ökologische Bedenken.
Nur wenn das Interesse an pflanzlichen Produkten auch über die Zielgruppe der vegan und vegetarisch lebenden Menschen hinausgeht, wird dieser Markt auch für große Unternehmen attraktiv. Und deren Umdenken ist entscheidend, um langfristig eine Abkehr von der sogenannten Nutztierhaltung umsetzen zu können und so die ProVeg-Mission, den weltweiten Tierkonsum bis 2040 um 50 % zu reduzieren, zu erreichen.
Kathleen Gerstenberg