Politik
Weltklimarat fordert Umdenken in der Landwirtschaft
28. August 2019
Der neue UN-Sonderbericht beleuchtet die Verknüpfungen zwischen Klima, Landnutzung und Mensch. Eine der Kernaussagen: Es wird mehr Fleisch produziert als für den Planeten gut ist! Dies muss sich dringend ändern.
Der Weltklimarat „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) legte am 8. August 2019 einen Sonderbericht zum Thema Erderwärmung und Landsysteme vor. In dem Report beantwortet das rund 100-köpfige Forschungsteam die Frage, wie das Klima geschützt, Ernährungssicherheit geschaffen sowie Desertifikation und Landdegradierung bekämpft werden können. Pflanzliche Lebensmittel nehmen bei der Bewältigung dieser Mammutaufgabe eine entscheidende Rolle ein.
Ernährungsumstellung als Klimaschutzmaßnahme
Die aktuelle Form der Landnutzung ist nicht nachhaltig: Moore werden zerstört, Wälder gerodet und die Landwirtschaft intensiviert. All das beschleunigt den Klimawandel, gefährdet die Ernährungssicherheit und trägt zur Verschlechterung der Böden bei. Vor allem die industrielle Tierhaltung treibt die genannten Probleme massiv voran. Laut dem IPCC-Report hat sich der weltweite Fleischkonsum pro Kopf seit den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt. 1IPCC (2019): Climate Change and Land, an IPCC special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems, p. 1-10 Wird dieser Trend nicht schnellstmöglichst gestoppt, ist der katastrophale Klimawandel kaum mehr abzuwenden.
Pflanzliche Ernährung besser für Planeten
Eine Ernährung auf pflanzlicher Basis kann zahlreiche positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, darunter die Erhaltung der biologischen Vielfalt, eine nachhaltigere Nutzung der Ressourcen und die Eindämmung des Klimawandels.
Eine Abkehr von den fleischlastigen Produktions- und Konsummustern ist demnach unerlässlich. Eine Ernährungsumstellung hin zu einem pflanzenbasierten Ernährungsstil kann laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UN nicht nur enorme Mengen an klimaschädlichen Emissionen einsparen, sondern gleichzeitig zur globalen Ernährungssicherheit beitragen und den weltweiten Landbedarf verringern. 2IPCC (2019): Climate Change and Land, an IPCC special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems, p. 5-76 – 5-79
Die Politik muss jetzt handeln
Der UN-Sonderbericht ist höchst alarmierend und sollte nicht nur einen Weckruf für die Weltgemeinschaft, sondern auch für die deutsche Politik darstellen. Statt sich den ernstzunehmenden Problemen im Bereich Klima, Umwelt und Ernährung anzunehmen, manifestiert die deutsche Landwirtschaftspolitik allerdings den Status quo.
Die Maßnahmen, die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zur Treibhausgasminderung in der Landwirtschaft vorsieht, werden keine erheblichen Verbesserungen in Sachen Klimaschutz bringen. Auch auf europäischer Ebene scheint Klöckner an aktuellen Landnutzungspraktiken festhalten zu wollen. Statt klima-, umwelt- und tierschutzpolitische Aspekte innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nennenswert zu stärken, beharrt die Ministerin auf der Beibehaltung der GAP-Architektur in Form von größtenteils nicht an ambitionierte Vorgaben geknüpften Direktzahlungen.
Großes Klimabündnis fordert weniger Tierhaltung
Um die deutschen Klimaziele für das Jahr 2030 zu erreichen, erarbeiteten über 60 Organisationen aus der Breite der Zivilgesellschaft Forderungen an die Bundesregierung. Das Jahr 2019 wird entscheidend für klimapolitische Weichenstellungen.
Tierbestände und Ernähungsverhalten müssen angegangen werden
ProVeg-Politik sieht in der Verkleinerung der Tierbestände und der Reduktion des Konsums tierischer Produkte vielversprechende Maßnahmen, um die Landwirtschaft enkeltauglich zu machen. Das Potenzial pflanzlicher Nahrungsmittel für Klima- und Umweltschutz wird durch den aktuellen IPCC-Bericht untermauert. Diesem sollte Klöckner dringend Beachtung schenken und die Weichen für ein nachhaltiges Agrar- und Ernährungssystem stellen. Bleibt es hingegen bei einem „Weiter so“ in der Landnutzung, heißt es schon bald „Land unter“.
Informationen über die politische Arbeit von ProVeg finden Sie hier.
Zu dem IPCC-Report [Englisch] gelangen Sie hier.
Quellen[+]
↑1 | IPCC (2019): Climate Change and Land, an IPCC special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems, p. 1-10 |
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↑2 | IPCC (2019): Climate Change and Land, an IPCC special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial ecosystems, p. 5-76 – 5-79 |