Politik
Erfolg für ProVeg: Zensur pflanzlicher Milchalternativen verhindert
Clara Hagedorn 26. Mai 2021
Der Wettlauf gegen die Klimakrise hat einen bahnbrechenden Erfolg erlebt: Das EU-Parlament hat den Änderungsantrag 171, der eine drastische Zensur veganer Alternativen zu Milchprodukten vorgesehen hatte, zurückgezogen. Mit dieser wichtigen Entscheidung können die EU-Klimaziele leichter erreicht werden.
Der Änderungsantrag 171 – die klimafeindliche EU-Regelung, die pflanzliche Milchalternativen zensieren sollte – ist vom Tisch. Etliche Stimmen hatten die geplanten Änderungen gemeinsam mit ProVeg in den vergangenen Monaten als Angriff auf die Nachhaltigkeit angefochten, darunter namhafte Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace und WWF und Unternehmen wie Upfield, Oatly, Nestle und Alpro. Und es ist auch ein Sieg der Verbraucherinnen und Verbraucher: Über 450.000 Menschen haben die Petition gegen den Änderungsantrag unterstützt.
Entscheidender Wendepunkt für nachhaltige Ernährung in Europa
Der Änderungsantrag hätte Unternehmen die Möglichkeit auf einen fairen Wettbewerb genommen – und gleichzeitig Verbraucherinnen und Verbraucher verwirrt sowie ihnen wichtige Informationen vorenthalten. Die Entscheidung gegen die Zensur steht im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen des European Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie. Die EU hat ihre fortschrittlichen Klimaprioritäten verdeutlicht und lässt neue Beschränkungen für pflanzliche Milchalternativen nicht zu. Pflanzenmilch ist bereits eine der am stärksten eingeschränkten Lebensmittelkategorien in der EU. Mit der Ablehnung des Änderungsantrags 171 sendet die EU eine klare Botschaft an den Rest der Welt und stellt die Zukunft des Planeten über die Interessen der Milchindustrie.
Langwieriger Prozess bis zur Entscheidung
Der Gesetzentwurf zur Einführung strenger neuer Beschränkungen für pflanzliche Lebensmittel wurde bereits 2018 vom Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments vorgeschlagen. Im Oktober 2020 hatte das Parlament für den Änderungsantrag gestimmt. In den vergangen Wochen wurde er dann in den EU-Trilogen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU diskutiert. Der Sieg der Vernunft spiegelt nicht nur den wissenschaftlichen Konsens, sondern auch die Überzeugung der EU wider: Die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung ist dringend notwendig.
Die neue Gesetzgebung hätte massive Verbote für pflanzliche Milcherzeugnisse mit sich bringen können, zum Beispiel:
- Beschreibungen wie „sahnige Konsistenz“ oder „mit Buttergeschmack“
- Verpackungen, die denen für tierische Milchprodukte ähneln
- Gesundheits- und Allergeninformationen wie „laktosefreie Alternative zu Kuhmilch“
- Vergleiche des CO₂-Ausstoßes mit dem von Kuhmilch oder Kuhmilchprodukten
- Verwendung von Bildern des eigenen Produkts für Marketingzwecke
Pflanzliche Alternativen dürfen nicht mehr benachteiligt werden
Zwar konnten durch die Ablehnung des Änderungsantrags 171 weitere Verbote verhindert werden, doch stellt auch der Status quo eine Herausforderung für die Industrie sowie Verbraucherinnen und Verbraucher dar. Denn die EU-Gesetzgebung schränkt Hersteller von pflanzlichen Milchalternativen bereits drastisch ein: So darf Hafermilch beispielsweise nur als Haferdrink ausgelobt werden. Diese Beschränkungen sind im Hinblick auf die Klimakrise und die wichtige Rolle, die eine pflanzliche Ernährung für ihre Bewältigung spielen kann, nicht mehr zeitgemäß. Rechtliche Hindernisse müssen endlich abgebaut werden, damit pflanzliche Lebensmittel eine faire Behandlung durch die Politik erfahren.
Über die Autorin
Clara Hagedorn
Referentin Politik