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Jod: Mit jodhaltigen Lebensmitteln Jodmangel vorbeugen

jod jodmangel vorbeugen

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Das Spurenelement Jod ist elementarer Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Gleichzeitig zählt Jodmangel zu den größten Gesundheitsproblemen weltweit. Gute Jodlieferanten sind Algen und jodiertes Speisesalz.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist etwa ein Drittel der Weltbevölkerung von einer unzureichenden Jodversorgung betroffen, in Europa sogar die Hälfte der Bevölkerung.1WHO (World Health Organization) (2004): Iodine status worldwide: WHO global database on iodine deficiency. Geneva, p. 1, 12 Auch Deutschland gilt in Bezug auf seine sehr jodarmen Böden als Jodmangelgebiet.2Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. J.): Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings. Verfügbar unter: https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/_Texte/DEGS_JodStudie.html

Funktion von Jod

Das Spurenelement Jod ist elementarer Bestandteil der Schilddrüsenhormone, die im menschlichen Körper die Bildung von Proteinen (Eiweißen) steuern und somit unverzichtbar für Gewebewachstum und Zellteilung sind.

Die Schilddrüsenhormone beeinflussen außerdem die Entwicklung von Knochen und Gehirn, den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten sowie den Grundumsatz (= Energieverbrauch des Menschen in völliger Ruhe für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen). Bei einer Überfunktion der Schilddrüse ist der Grundumsatz erhöht, bei einer Unterfunktion erniedrigt.

Vorkommen von Jod

Der Jodgehalt von Lebensmitteln (siehe Tabelle 1) ist durch starke regionale Schwankungen gekennzeichnet. Er ist abhängig vom natürlichen Jodgehalt in Boden und Wasser sowie den Produktionsbedingungen (u. a. Pflanzendüngung und Jodgehalt des Tierfutters).

In Deutschland stellt jodiertes Speisesalz inzwischen eine bedeutende Jodquelle dar. Seit 1989 ist es nicht nur für die Verwendung in Privathaushalten, sondern auch in der Gemeinschaftsverpflegung und der Lebensmittelverarbeitung zugelassen.

Lebensmittel mit natürlich hohem Jodgehalt sind fast ausschließlich Meerestiere und Seetang (Algen).3Max Rubner-Institut (Hrsg) (2008): National Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht, Teil 2. Karlsruhe, S. 138f Die mengenmäßig wichtigsten pflanzlichen Jodlieferanten sind – unter Berücksichtigung von jodiertem Speisesalz – Brot (18 %) und alkoholfreie Getränke.

Lebensmittel Jod
hoher Gehalt (mg/kg)
Algen (verschiedene Arten) 5–11.000
Nori-Algen 16
Speisesalz, jodiert 15–25
niedriger Gehalt (µg/100 g)
Champignons 18
Brokkoli 15
Erdnüsse 13
Spinat 12
Kürbiskerne 12

Tabelle 1: Jodgehalt verschiedener Lebensmittel4Elmadfa I, Aign W, Muskat E, Fritzsche D (2012): Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle. Neuausgabe 2012/13. Gräfe und Unzer, München 5BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2007): Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 26 6Jahreis G, Leiterer M, Fechner A: Jodmangelprophylaxe durch richtige Ernährung. Präv Gesundheitsf 2, 179-183, 2007

Algen – nährstoffreicher Salat aus dem Wasser

Algen sind reich an Jod und Omega-3-Fettsäuren und halten auch hierzulande Einzug in die Küchen. ProVeg stellt die verschiedenen Arten und deren gesundheitlichen Nutzen vor.

Jodbedarf

Für Erwachsene wird eine tägliche Zufuhr von 200 µg Jod empfohlen.7DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), ÖGE (Österreichische Gesellschaft für Ernährung), SGE (Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung), SVE (Schweizerische Vereinigung für Ernährung) (Hrsg) (2008): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a. d. Weinstraße, 3. korr. Nachdruck, S. 179 Bei einem täglichen Verbrauch von 5 g Kochsalz liefert jodiertes Speisesalz 75–125 µg Jod. Wie die Jodversorgung des Körpers einzustufen ist, kann über die Ausscheidung von Jod mit dem Urin bestimmt werden: je mehr Jod ausgeschieden wird, desto höher die Jodversorgung.

Jodmangel

Ein Jodmangel aufgrund einer zu geringen Jodzufuhr über die Nahrung führt zu einer erniedrigten Blutkonzentration der Schilddrüsenhormone. Um das Defizit auszugleichen, kommt es zu einem Größenwachstum der Schilddrüse (Kropf), sodass mehr Schilddrüsenhormone gebildet werden können. Langfristig kann es dabei zu einer Schilddrüsenunterfunktion mit reduzierter Hormonbildung kommen: die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ist erheblich beeinträchtigt, u. a. erhöht sich die Infektanfälligkeit.

Zudem können sogenannte „heiße“ Knoten entstehen, autonom arbeitende Bereiche in der Schilddrüse. Diese können bei zeitweise erhöhter Jodzufuhr aktiviert werden und zu einer Schilddrüsenüberfunktion mit lebensgefährlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel führen. Zudem erhöhen sie das Risiko für Schilddrüsenkrebs.

Jod in der Schwangerschaft

Bei einem chronischen Jodmangel in der Schwangerschaft steigt die Wahrscheinlichkeit für Tot- und Fehlgeburten. Eine Jodunterversorgung des Kindes vor der Geburt, während der Stillzeit oder im Kleinkindalter führt zu Wachstumsstörungen und irreparablen Entwicklungsstörungen des Gehirns, des Skeletts und anderer Organe. Diese schwersten Formen des Jodmangels kommen, anders als in den sogenannten Entwicklungsländern, in den Industrienationen praktisch nicht vor. Eine langfristig unbefriedigende Jodversorgung kann jedoch zu Beeinträchtigungen der motorischen sowie der geistigen Leistungsfähigkeit, wie schlechte Schulleistungen bei Kindern, führen.

Jodmangel: ein gesamtgesellschaftliches Problem

Die zu geringe Jodzufuhr mit der Nahrung ist kein spezielles Problem von vegetarisch-vegan lebenden Menschen, sondern betrifft die Gesamtbevölkerung in Deutschland. Obwohl sich die Jodversorgung in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, v. a. durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz, liegt bei etwa 30 % der Bevölkerung ein leichter bis moderater Jodmangel vor. Übrigens zeigen die wissenschaftlichen Fakten, dass durch die Verwendung von Jodsalz – anders als von Jodkritikern behauptet – weder Schilddrüsenerkrankungen ausgelöst oder verschlimmert werden, noch es zu Folgeerkrankungen kommt.8BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2004): Nutzen und Risiken der Jodprophylaxe in Deutschland. Aktualisierte Stellungnahme

Rezept für Spitzkohl-Algen-Salat mit Wasabi-Limetten-Dressing

Der Spitzkohl und die Dulse-Algen bilden eine tolle Kombination für ein sättigendes und nahrhaftes Gericht. Das Wasabi-Limetten-Dressing ist gesund, aromatisch und gibt einen leicht würzigen-erfrischenden Akzent.

Jodversorgung bei vegetarischer Ernährung

In den wenigen vorliegenden Studien wurden auch bei vegetarisch und insbesondere vegan lebenden Menschen oftmals Zufuhrmengen unterhalb der Empfehlungen festgestellt. Die durchschnittliche Jodausscheidung mit dem Urin ist bei Menschen mit vegetarischer Ernährung geringer als bei Mischköstler:innen, jedoch deutlich höher als bei Personen, die sich vegan ernähren.9Krajcovicová-Kudlácková M, Bucková K, Klimes I, Seboková E (2003): Iodine deficiency in vegetarians and vegans. Ann Nutr Metab 47 (5), 183-5

Da auch Milch und Milchprodukte zur Jodversorgung beitragen, ist davon auszugehen, dass bei Menschen mit einer vegetarischen Ernährung kein größeres Risiko für einen Jodmangel besteht als bei Personen, die Fleisch essen. Da jedoch bei beiden Gruppen die durchschnittliche Jodversorgung noch nicht optimal ist, sollten beide ihre Jodzufuhr durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz verbessern.

Bei veganer Ernährung Jod im Blick haben

Veganer:innen gelten hingegen als Risikogruppe für eine unzureichende Jodversorgung.10Lightowler HJ, Davies GJ (1998): Iodine intake and iodine deficiency in vegans as assessed by the duplicate-portion technique and urinary iodine excretion. Br J Nutr 80 (6), 529-35 Vegan lebenden Menschen wird deshalb empfohlen, eine ausreichende Jodzufuhr durch ausschließliche Verwendung von jodiertem Speisesalz sowie von Meeresalgen mit moderatem Jodgehalt (wie Nori) sicherzustellen. Beim Verzehr sehr jodreicher Algenarten besteht die Gefahr gesundheitlich nachteiliger Effekte, daher ist bei einem Jodgehalt von über 20 mg/kg Trockenprodukt vom Verzehr abzuraten.11BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2007): Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 26

Bestimmte Lebensmittel hemmen die Jodaufnahme

Lebensmittel wie Kohlgewächse, Sojabohnen und Süßkartoffeln enthalten Inhaltsstoffe, die im Übermaß eine Kropfbildung fördern, da sie Jod aus der Nahrung binden und dadurch dessen Bioverfügbarkeit herabsetzen. Mit Bioverfügbarkeit ist das Maß gemeint, in dem der Körper das in der Nahrung vorliegende Jod aufnehmen und verwerten kann. Insbesondere bei sehr niedriger Jodzufuhr kann dies von Bedeutung sein. Nach ärztlicher Bestimmung des Jodstatus kann es für vegan lebende Menschen sinnvoll sein, ergänzend Jodtabletten zur Verbesserung der Versorgung zu verwenden.

Die wichtigsten Nährstofftests für vegan-vegetarisch lebende Menschen

Um bei einer vegan-vegetarischen Ernährung die potentiell kritischen Nährstoffe gut im Auge zu behalten, empfiehlt sich eine regelmäßige Untersuchung bestimmter Urin- und Blutwerte durch ein fachkundiges Labor. ProVeg hat eine Liste der wichtigsten Nährstofftests zusammengestellt.

Fazit

  • In Jodmangelgebieten wie Deutschland sind, unabhängig von der Ernährungsweise, alle Menschen gleichermaßen von Jodmangel betroffen.
  • Die Verwendung von Jodsalz führt zu einer deutlichen Verbesserung der allgemeinen Jodzufuhr.
  • Vegetarisch lebende Menschen haben gegenüber Mischköstler:innen kein erhöhtes Risiko für einen Jodmangel; dennoch ist bei beiden Gruppen die Jodversorgung noch nicht optimal.
  • Menschen, die sich vegan ernähren, gelten als Risikogruppe für einen Jodmangel und sollten besonders auf eine ausreichende Jodzufuhr achten.

Pro Gesundheit

In diesem Artikel geht es um allgemeine Ernährungstipps. Wenn Sie Bedenken bezüglich Ihrer Ernährung haben, wenden Sie sich bitte an Ihre Hausarztpraxis, um eine Überweisung für eine Ernährungsberatung zu erhalten. Besprechen Sie die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln mit einer medizinischen Fachkraft, um sicherzustellen, dass die Präparate für Sie geeignet sind. Setzen Sie nie die Ihnen verschriebenen Medikamente ab, ohne vorher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt gesprochen zu haben.

Quellen

Quellen
1 WHO (World Health Organization) (2004): Iodine status worldwide: WHO global database on iodine deficiency. Geneva, p. 1, 12
2 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (o. J.): Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings. Verfügbar unter: https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/_Texte/DEGS_JodStudie.html
3 Max Rubner-Institut (Hrsg) (2008): National Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht, Teil 2. Karlsruhe, S. 138f
4 Elmadfa I, Aign W, Muskat E, Fritzsche D (2012): Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle. Neuausgabe 2012/13. Gräfe und Unzer, München
5, 11 BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2007): Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 26
6 Jahreis G, Leiterer M, Fechner A: Jodmangelprophylaxe durch richtige Ernährung. Präv Gesundheitsf 2, 179-183, 2007
7 DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), ÖGE (Österreichische Gesellschaft für Ernährung), SGE (Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung), SVE (Schweizerische Vereinigung für Ernährung) (Hrsg) (2008): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a. d. Weinstraße, 3. korr. Nachdruck, S. 179
8 BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2004): Nutzen und Risiken der Jodprophylaxe in Deutschland. Aktualisierte Stellungnahme
9 Krajcovicová-Kudlácková M, Bucková K, Klimes I, Seboková E (2003): Iodine deficiency in vegetarians and vegans. Ann Nutr Metab 47 (5), 183-5
10 Lightowler HJ, Davies GJ (1998): Iodine intake and iodine deficiency in vegans as assessed by the duplicate-portion technique and urinary iodine excretion. Br J Nutr 80 (6), 529-35

Letztes Update: 12.11.2018

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