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Vegane Gastronomie-Expertin Marketa Schellenberg im Gespräch

Elizabeth Buchheim

Marketa Schellenberg freut sich auf neue Herausforderungen (Bildquelle: Marketa Schellenberg)

Marketa Schellenberg hat ProVeg jahrelang mit ihrer Expertise unterstützt. Nun hat sie einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen. Im Gespräch mit ProVeg berichtet die Vizepräsidentin Ost im Verband der Köche Deutschlands (VKD) über ihre neuen Herausforderungen.

Marketa, wie ging es nach dem Lockdown beruflich weiter?

Es war krass, nach langer Corona-Pause mit voller Leistung zu starten. Aber Nachhaltigkeit, pflanzliche Küche und Ansehen des Kochberufs sind für mich wichtig. Deswegen freue ich mich, dass die Krise die Wahrnehmung für diese Themen verschärft hat. Endlich kann ich alle Erfahrungen, die ich in den letzten 20 Jahren gesammelt habe, einsetzen: sowohl in meiner neuen Funktion als Produktmanagerin der Eigenmarken beim Großhändler Transgourmet als auch als Vizepräsidentin Ost im VKD.

Wie sieht deine Arbeit bei Transgourmet konkret aus?

Bei Transgourmet haben wir vor Kurzem unsere neue Konzept-Marke „Plant-based“ gestartet. Dabei haben nicht nur zahlreiche Produkte unser vegan-vegetarisches Großküchensortiment erweitert: Gastronominnen und Gastronomen können ab Januar 2022 auch an Seminaren und E-Learning-Modulen zur pflanzlichen Küche teilnehmen. Und so ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auf den aktuellen Stand bringen. Die Lernmodule erarbeiteten wir in Zusammenarbeit mit ProVeg Food Services.

ProVeg für Unternehmen

ProVeg arbeitet mit Produzenten, dem Einzelhandel und dem Außer-Haus-Markt zusammen, um mehr pflanzliche Produkte für Konsumentinnen und Konsumenten zu entwickeln.

Wie schätzt du die weitere Entwicklung des pflanzlichen Megatrends ein?

Die Corona-Pandemie schien das Thema pflanzliche Ernährung zu verdecken. Durch fehlende öffentliche Veranstaltungen waren Aktivitäten der Caterer, Küchenprofis, Lehrkräfte sowie Ausbilderinnen und Ausbilder nur bedingt sichtbar. Während des Lockdowns haben wir aber wichtige Grundlagenarbeit geleistet: Menülinien erarbeitet, Konzepte entwickelt, Kampagnen vorbereitet und digital unterrichtet. Ein neues Bewusstsein für notwendige Veränderungen ist in der Branche entstanden.

Wo siehst du derzeit die größte Herausforderung?

Der Lebensmittelmarkt wird noch vielfältiger werden und von den Verbraucherinnen und Verbrauchern einiges abverlangen: Einerseits für sich das Beste auszuwählen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Andererseits die eigene Gesundheit zu erhalten und trotzdem genussvoll zu speisen. Um eine nachhaltige Entscheidung zu treffen, brauchen Konsumierende zuverlässige Informationsquellen. Gut, dass Essen so viel Aufmerksamkeit erregt und dass gerade die junge Generation bereit ist für Veränderungen!

Apropos Veränderung – wie veganfreundlich ist die Kochausbildung?

Momentan bieten Berufsschulen nur zusätzliche Module und Leistungskurse zum Thema pflanzliche Küche an. Der VKD organisiert im Rahmen von Jugendcamps hochwertige Fortbildungen. Auch ProVeg bietet Kochtrainings an. Andere Vereine vernetzen Auszubildende zudem mit Akteurinnen und Akteuren aus Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Gastronomie. Die Veränderung der Lehrpläne jedoch ist ein langwieriger Prozess.

5 gute Gründe, ProVeg zu sein

Viele der dringendsten Probleme auf der Welt haben eine gemeinsame Ursache: unsere Lebensmittelauswahl. ProVeg schärft das Bewusstsein dafür, wie wir diese Probleme durch unsere Ernährung lösen können.

Was begeistert dich an der pflanzlichen Küche?

Die Saisonalität, die Vielfalt und die Möglichkeit, aus vielen Küchen der Welt zu schöpfen. Und auch die logische Folge, sich der Natur zuzuwenden, die Böden zu erhalten, die Kreisläufe nicht zu zerstören. Also alles, was wir fast komplett mit unserem Lebensstil ausgehebelt haben. Die Tiere gehören hier unbedingt dazu. Aber nicht als beliebiges „Massenprodukt“ mit Dauerverfügbarkeit, sondern als Mitgeschöpfe, die auf dieser Erde ebenso ihre Lebensberechtigung haben wie wir.

Deine 5 Tipps für erfolgreiche Veggie-Küche?

Kocht nur Gerichte, die euch selbst gut schmecken. Nehmt dafür den Preis, mit dem ihr auch wirtschaften könnt. Lernt von den Besten der Branche, wie ansprechend und lecker die pflanzliche Küche sein kann. Werbt damit und erweitert euer Angebot.

Danke, Marketa Schellenberg, für das Gespräch.

Letztes Update: 03.11.2021

Über die Autorin

Elizabeth Buchheim

Food Services – Qualitätsmanagement

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