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New Food Conference von ProVeg: für das Essen von morgen
18. Januar 2019

In einer Zeit, in der die weltweite Nachfrage nach tierischen Produkten rapide steigt, wir uns aber gleichzeitig mehr und mehr mit den ökologischen Auswirkungen unseres Konsumverhaltens konfrontiert sehen, stellt sich die Frage: Wie soll unsere Ernährung künftig aussehen? Um hierfür Lösungsansätze aufzuzeigen, lädt ProVeg im März 2019 zur New Food Conference nach Berlin.
„Wenn wir Fleisch auch ohne Tiere herstellen können, warum sollten wir es nicht tun?“ Diese Frage stellte nicht etwa eine Tierschützerin oder ein Tierschützer, sondern Tom Hayes, ehemaliger Geschäftsführer von Tyson Foods – dem größten Fleischproduzenten in den USA.1Bloomberg Business Week, 2018: Tyson Isn’t Chicken. Online unter: https://www.bloomberg.com/news/features/2018-08-15/tyson-s-quest-to-be-your-one-stop-protein-shop [20.12.18] Was geht hier vor, wenn ein namhafter Vertreter der Fleischindustrie sich derart äußert?
Das Problem ist, wie wir derzeit unsere Lebensmittel produzieren – mit einem System, das weder effizient noch nachhaltig ist und zudem jährlich Milliarden von Tieren das Leben kostet. Ein System, das zuletzt immer mehr für seine Ressourcenverschwendung und Auswirkungen auf die Umwelt in die Diskussion geraten ist. Wir Menschen konsumieren heutzutage bewusster und fordern transparente und nachhaltige Lebensmittel. Die Erde hat schlichtweg nicht genügend Ressourcen, um die wachsende Weltbevölkerung mit den heutigen Methoden zu versorgen.
Das Essen der Zukunft
Doch welche Alternativen gibt es? Ist es möglich, Fleisch, Milch und Fisch zu produzieren, ohne den Planeten weiter zu zerstören? Diesen Fragen widmet sich die New Food Conference, die ProVeg vom 21. bis 22. März 2019 in der Berliner Kalkscheune veranstaltet. Als erste ihrer Art in Europa bringt die Konferenz führende Expertinnen und Experten zusammen, die innovative Alternativen zu gängigen Tierprodukten entwickeln und damit den Weg in eine Zukunft tierleidfreier Lebensmittel ebnen. Das Programm steht bereits fest: Der Fokus wird auf der Akzeptanz von Verbraucherinnen und Verbrauchern, der Gestaltung des europäischen Markts sowie der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema liegen. Die beiden Hauptsponsoren, Rügenwalder Mühle und Simply V, sind Marktgrößen im Einzelhandel, die den Trend hin zu vermehrt pflanzlichen Produkten frühzeitig erkannt haben und die Ausrichtung ihrer Unternehmen entsprechend anpassen.
Neue Proteinquellen nutzen
Der erste Tag der New Food Conference wird sich zunächst pflanzlichen Proteinen widmen. Egal, ob traditioneller Tofu, ein „blutender“ Impossible-Burger, Pflanzenmilch oder käseartige Streichcremes: Diese Produkte machen sich die Vielfalt des Pflanzenreichs zunutze, um tierischen Lebensmitteln in Textur und Geschmack möglichst nahezukommen.
Die Vortragenden geben einen Überblick über aktuelle Entwicklungen pflanzlicher Proteine und diskutieren, welche Faktoren wichtig sind, um innovative Produkte am Markt zu etablieren – von Investitionsstrategien über Produktplatzierungen bis hin zur Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher. Zu den renommierten Rednerinnen und Rednern zählen unter anderem die Ernährungsexpertin Hanni Rützler, der Produktmanager von Max Burger, Jonas Mârtensson, sowie Lisa Feria, Geschäftsführerin von Stray Dog Capital.
Technologie statt Käfig
„Kultiviertes Fleisch“ oder auch „Clean Meat“ ist kein fleischloses Alternativprodukt, sondern wird im Labor aus echten tierischen Zellen erzeugt. Durch den Einsatz neuer Technologien werden tierische Lebensmittel nahezu ohne den Einsatz von Tieren in Zellkulturprozessen gezüchtet. In den letzten Jahren zeichnet sich ein enormer Fortschritt in diesem Bereich ab, weshalb der zweite Tag der Konferenz sich mit den verschiedenen Formen zellkulturbasierter Proteine beschäftigt: In den Vorträgen werden sowohl die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet kultivierter Fisch- und Fleischprodukte als auch die Bedeutungen für die Lebensmittelindustrie sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen thematisiert.
ProVeg freut sich, für diese Themenschwerpunkte unter anderem Dr. Mark Post, den „Vater des kultivierten Fleischs“, Michael Selden, Geschäftsführer von Finless Foods, und Dr. Arianna Ferrari, Forscherin zu „Visionen von In-vitro-Fleisch“, auf der New Food Conference begrüßen zu dürfen. Außerdem wird ein Gremium ausgewählter Expertinnen und Experten darüber diskutieren, welche sozialen und ökonomischen Herausforderungen sich durch diese neuartige Industrie für die Landwirtschaft ergeben, aber auch, welche Vielzahl von Möglichkeiten damit einhergehen. Zudem werden an beiden Tagen einige der vom ProVeg-Incubator unterstützten Start-ups einen Einblick in ihre Arbeit und Visionen geben.
Heute schon an morgen denken
Fakt ist, dass die Lebensmittelproduktion, wie wir sie heute kennen, nicht zukunftsfähig ist. Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen! In den Forschungseinrichtungen dieser Welt werden derzeit etliche innovative Lösungsansätze verfolgt, die meist ohne Tierleid auskommen und einen niedrigeren ökologischen Fußabdruck aufweisen. Jetzt geht es darum, diese Methoden in die breite Öffentlichkeit zu tragen, um weitere Unternehmen ins Boot zu holen und die Grundlagen für die Akzeptanz künftiger Verbraucherinnen und Verbraucher zu schaffen.
Dass es sich hierbei nicht um irrationale Ideen verrückter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler handelt, sondern um erste Schritte hin zu einem neuen Verständnis unserer Nahrungsmittel, zeigt auch die Beteiligung der Politik: In den USA, einem der forschungsstärksten Länder auf dem Gebiet kultivierter Proteine, kamen im Oktober 2018 staatliche Aufsichtsbehörden zusammen, um über die künftige Regulierung und Implementierung in Zellkultur erzeugter Produkte zu diskutieren.2FDA (Food and Drug Administration), 2018: USDA/FDA Joint Public Meeting:
The Use of Cell Culture Technology to Develop Products Derived from Livestock and Poultry. Online unter: https://www.fda.gov/downloads/Food/NewsEvents/WorkshopsMeetingsConferences/UCM623266.pdf [14.12.18] Dass bereits eine derart hohe Ebene der Politik sich mit der Thematik beschäftigt, zeugt von ihrer absehbaren Relevanz für den Lebensmittelsektor. Die Zeit ist reif, um innovative Neuentwicklungen auch an den europäischen Markt heranzutragen. Deshalb lädt ProVeg zur New Food Conference all jene ein, die ebenfalls heute schon an morgen denken.
New Food Conference
Datum: 21.–22.03.2019
Ort: Kalkscheune, Johannisstraße 2, 10117 Berlin
Sprache: Englisch
Tickets: 159,00-359,00 EUR
Quellen[+]
↑1 | Bloomberg Business Week, 2018: Tyson Isn’t Chicken. Online unter: https://www.bloomberg.com/news/features/2018-08-15/tyson-s-quest-to-be-your-one-stop-protein-shop [20.12.18] |
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↑2 | FDA (Food and Drug Administration), 2018: USDA/FDA Joint Public Meeting: The Use of Cell Culture Technology to Develop Products Derived from Livestock and Poultry. Online unter: https://www.fda.gov/downloads/Food/NewsEvents/WorkshopsMeetingsConferences/UCM623266.pdf [14.12.18] |