Politik
Klimaschutz in der Landwirtschaft voranbringen!
Felix Domke 19. August 2020
ProVeg fordert die Bundesregierung gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen in einem neuen Positionspapier dazu auf, endlich ambitionierte Maßnahmen zu ergreifen, um das deutsche Klimaziel 2030 zu erreichen.
Die COVID-19-Pandemie dominiert nach wie vor die Nachrichten und hat auch die Politik weiterhin fest im Griff. Wenn jetzt jedoch nicht die Weichen für einen sozial-ökologischen Umbau hin zu einer klimaneutralen Zukunft gestellt werden, wird die Corona-Krise nur ein Knick in der ungebremst steigenden Fieberkurve des Planeten sein.
Neues Positionspapier von vielen Organisationen unterstützt
Eine breite Allianz aus der Zivilgesellschaft unter dem Dach der Klima-Allianz Deutschland und des Deutschen Naturschutzrings (DNR) fordert die Bundesregierung auf, die Lücke bei ihrem eigenen Klimaziel 2030 zu schließen. ProVeg ist bei beiden Organisationen Mitglied. 2 von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Gutachten zur CO2-Minderungswirkung des Klimaschutzprogramms 2030 hatten prognostiziert, dass Deutschland das selbst gesteckte Ziel ohne weitere Maßnahmen verfehlen wird. Das deutsche 2030-Klimaziel von 55 % Emissionsminderung ist zudem nach Meinung vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie zivilgesellschaftlicher Organisationen unzureichend für einen angemessenen Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen.
Landwirtschaft und Ernährung: mehr Ambitionen gefordert
Ein wichtiger Teil für wirkungsvollen Klimaschutz ist eine Agrar- und Ernährungswende. Der 10-Punkte-Plan des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) reicht dafür allerdings nicht aus. Erforderlich ist ein Umbau der Nutztierhaltung, das bedeutet vor allem eine deutliche Reduktion der Tierbestände. Dafür müssen der inländische Konsum sowie der Export tierischer Lebensmittel erheblich reduziert werden. Lösungen liegen dabei auf der Hand. Eine Studie im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland verdeutlicht, dass rund 8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bereits durch einen um ein Viertel reduzierten Konsum von Fleisch- und Milchprodukten eingespart werden könnten.1Öko-Institut e.V. (2019): Quantifizierung von Maßnahmenvorschlägen der deutschen Zivilgesellschaft zu THG-Minderungspotenzialen in der Landwirtschaft bis 2030. Kurzstudie im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland. Online unter https://www.klima-allianz.de/presse/meldung/studie-klimaziele-in-der-landwirtschaft-nur-mit-abstockung-der-tierbestaende-zu-erreichen/[18.08.2020]
Grundsätzlicher Wandel und Fleischsteuer notwendig
Anfang 2020 hatte ein Beratungsgremium der Bundesregierung einen grundsätzlichen Umbau der deutschen Tierhaltung gefordert, durch die Corona-Ausbrüche in Fleischbetrieben wie Tönnies wuchs der Druck weiter: Selbst Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner spricht sich mittlerweile für eine Fleischabgabe aus.2Süddeutsche Zeitung vom 21. Juni 2020: Fleisch-Preiskampf am Pranger: Klöckner für Tierwohlabgabe. Online unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/agrar-berlin-fleisch-preiskampf-am-pranger-kloeckner-fuer-tierwohlabgabe-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200620-99-498840 [18.08.2020] Trotzdem zögert das BMEL noch, Konsequenzen zu ziehen. Der Elefant im Raum muss daher klar benannt werden: Deutschland wird seine Klimaziele nur mit einem Abbau der Tierbestände und einer drastischen Reduktion des Fleischkonsums erreichen können.
Das komplette Papier finden Sie hier: Forderungskatalog 2030.
Quellen[+]
↑1 | Öko-Institut e.V. (2019): Quantifizierung von Maßnahmenvorschlägen der deutschen Zivilgesellschaft zu THG-Minderungspotenzialen in der Landwirtschaft bis 2030. Kurzstudie im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland. Online unter https://www.klima-allianz.de/presse/meldung/studie-klimaziele-in-der-landwirtschaft-nur-mit-abstockung-der-tierbestaende-zu-erreichen/[18.08.2020] |
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↑2 | Süddeutsche Zeitung vom 21. Juni 2020: Fleisch-Preiskampf am Pranger: Klöckner für Tierwohlabgabe. Online unter https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/agrar-berlin-fleisch-preiskampf-am-pranger-kloeckner-fuer-tierwohlabgabe-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200620-99-498840 [18.08.2020] |
Über den Autor
Felix Domke
Leiter ProVeg-Politik